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Berlin: S-Bahn investiert in Sicherheit

Elektronik ersetzt 80 Jahre alte Fahrsperren

Die S-Bahn will ihre Uralt-Sicherungstechnik für mehr als 130 Millionen Euro modernisieren. Nach Auskunft des Unternehmens soll von Ende 2011 an zunächst auf einem Teil der S 1 ein elektronisch gesteuertes System sowohl die Geschwindigkeit der Züge als auch deren Bremsung vor roten Signalen überwachen – oder notfalls automatisch veranlassen. Nach und nach sollen das gesamte 332 Kilometer lange Netz und die komplette Fahrzeugflotte entsprechend aufgerüstet werden, teilte die Bahn am Mittwoch mit. Die Eignung des auf die Berliner S-Bahn zugeschnittenen Systems sei bereits auf dem Südring zwischen Hermannstraße und Sonnenallee erprobt worden.

Die bei der S-Bahn benutzte Sicherheitstechnik stammt aus den 1920er Jahren: Wenn ein Signal auf Rot schaltet, schwenkt direkt dahinter ein Metallbügel in Richtung des Gleises. Falls ein Zug das rote Signal überfährt, stoßen Metallstifte am Fahrgestell der Waggons gegen den Bügel und lösen so eine Zwangsbremsung aus. Die Fahrsperren funktionierten rund 80 Jahre lang, bevor sie im Januar 2009 bei strengem Frost massenhaft versagten und damit das erste große S-Bahn-Chaos auslösten. Wegen mangelhafter Wartung im Gefolge des radikalen Sparkurses waren die beweglichen Teile an Zügen und Strecken eingefroren. Zeitweise fielen rund 120 von knapp 2000 Fahrsperren aus. Als Konsequenz durften die Züge tagsüber nur noch maximal Tempo 40 und nachts nur Tempo 15 fahren, sofern keine zweite Person im Führerstand mit auf die Signale achtete. Seit dem Unfall am Südkreuz Ende 2006 gilt für die modernste Baureihe 481 ohnehin ein generelles Limit von 80 km/h. Zuvor durften die Züge Tempo 100 fahren.

Auch im Fahrplan der S-Bahn klaffen noch immer Lücken, aber von heute an sollen sich die Kunden die Wartezeit mit einem neuen Einkaufsmagazin vertreiben können. Das Heft namens „Dein Bahnhof“ soll kostenlos an acht großen Stationen verteilt werden. Es wird laut Bahn von den Werbegemeinschaften der Berliner Bahnhöfe in Zusammenarbeit mit der Konzerntochter DB Station & Service erstellt. Geplant sind bis zu vier Ausgaben pro Jahr mit einer Gesamtauflage von 250 000 Exemplaren.Stefan Jacobs

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