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S-Bahn

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S-Bahn: Ohne Zugabfertiger geht es nicht

Das neue System per Kamera bei der S-Bahn läuft nicht fehlerfrei – dabei sollte damit Kosten gespart werden. Der Testbetrieb muss verlängert werden. Trotz Millionenüberschuss und Zuschuss des Senats spart die S-Bahn seit Jahren.

Die S-Bahn hat es nicht geschafft, ihr neues Abfertigungssystem für die Züge bis zum Jahresende alltagstauglich zu machen. Der Versuch muss 2009 fortgesetzt werden. Ursprünglich wollte die S-Bahn die Ringbahn auf das neue System 2008 umstellen und hat im Vorgriff auf vielen Bahnhöfen das Personal abgezogen. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) als aufsichtsführende Behörde hat die "Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer", ZAT genannt, bis heute nicht genehmigt und einen Praxisversuch auf dem Südring gestoppt. Wie viel Geld die S-Bahn bereits investiert hat, ist nicht zu erfahren.

Bei ZAT sollen die Triebfahrzeugführer das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste an Monitoren im Führerstand beobachten, die ihre Bilder von Kameras an den Bahnsteigen erhalten. Noch klappt die Übertragung aber nicht richtig, zu sehen sind auch Aufnahmen von der nicht benutzten Bahnsteigseite, oder die Funkverbindung bricht zusammen. Nach Tagesspiegel-Informationen liegt die Fehlerquote bei etwa zwei Prozent, toleriert werden von der Aufsichtsbehörde nur 0,02 Prozent. Solange ZAT nicht funktioniert, müssen die Fahrer zum Abfertigen ihrer Züge aussteigen, um den Zug beobachten zu können. Gelingt es nicht, das System praxistauglich zu machen, müssten die installierten Monitore abgeschrieben werden. Die Kameras auf den Bahnsteigen könnten weiter genutzt werden, wenn Monitore dort aufgestellt werden, die die Zugführer aus ihrem Führerstand heraus erkennen könnten. Ein solches System praktiziert die BVG zum Teil bei der U-Bahn. Dazu wären aber neue Geräte erforderlich, die größer sein müssten als die jetzt im Führerstand eingebauten Anlagen.

Mit dem System will die S-Bahn vor allem Personalkosten sparen. Mehr als 600 Aufsichten sollen so verschwinden, was die S-Bahn zum großen Teil bereits praktiziert hat. Nur auf 21 der 166 Stationen sollte es noch "Stammaufsichten" geben, die für Fahrgäste aber nicht sichtbar sind. Diese Aufsichten sollen per Kamera und Monitor die Stationen in der Umgebung mitkontrollieren. Angaben, wonach auch diese "Stammbahnhöfe" durch eine "Zentrale Zugansage" mit höchstens sieben Mitarbeitern ersetzt werden sollen, dementierte ein S-Bahn-Sprecher.

Die S-Bahn spart - trotz des Zuschusses des Senats

Als Ausgleich für die wegfallenden Aufsichten hat der Senat erreicht, dass die S-Bahn in den nächsten Jahren insgesamt 120 "Kundenberater im Nahverkehr" einstellt, die auf den Bahnhöfen präsent sein sollen. Im Gegenzug hat der Senat darauf verzichtet, die Nord-Süd-Strecken der S-Bahn auszuschreiben, was vertraglich möglich gewesen wäre. Dass auch die Hauptwerkstatt in Schöneweide, in der seit Jahren Stellen gestrichen werden, 2011 aufgelöst werden soll, dementierte der Sprecher ebenfalls. Er bestätigte aber, dass beim außerplanmäßigen Überprüfen der Fahrzeugachsen auf Risse auch Personal der BVG und aus dem ICE-Werk in Rummelsburg aushelfen musste.

Die S-Bahn spart seit Jahren, obwohl sie Millionenüberschuss macht - auch dank des Zuschusses des Senats, der jährlich mehr als 225 Millionen Euro als Verlustausgleich überweist. Die größere BVG erhält vom Senat 250 Millionen Euro. Den Überschuss der S-Bahn, zuletzt rund 34 Millionen Euro, kassiert die Bahn AG.

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