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S-Bahn: Weichendefekt verschärft Schienenchaos

Rund 3000 Bremszylinder müssen nach der Enthüllung der systematischen Verstöße der S-Bahn gegen Wartungsvorschriften des Herstellers Knorr-Bremse überprüft werden. Wann die defekten Bauteile ausgewechselt sind, ist unklar.

Rund 3000 Bremszylinder müssen nach der Enthüllung der systematischen Verstöße der S-Bahn gegen Wartungsvorschriften des Herstellers Knorr-Bremse überprüft werden. Wann die defekten Bauteile ausgewechselt sind, ist unklar. Weder die S-Bahn noch die Firma Knorr-Bremse wollten dazu Stellung nehmen, ob der Auftrag die Kapazitäten des Lieferanten überfordert und den Notfahrplan in einen Dauerfahrplan verwandelt.

Zu dem stark eingeschränkten S-Bahn-Verkehr kam gestern noch eine Weichenstörung am Hauptbahnhof hinzu. Bahnfahrer berichteten von „totalem Stillstand“ am Alexanderplatz. Die Bahn bestätigte auf Anfrage, dass infolge der Panne die Regionalbahnen zwischen Zoologischem Garten und Friedrichstraße nur eingleisig fahren konnten. Die Panne wog umso schwerer, als die Regionalbahn eigentlich das Chaos bei der S-Bahn zumindest abfedern sollte.

Nach Angaben der S-Bahn soll der Notfahrplan „im Großen und Ganzen eingehalten“ worden sein. Auf dem Außenring seien die S-Bahnen im Abstand von 20 Minuten gefahren. die Züge der Ringlinien S41/S42 seien über den Tag im 10-Minuten-Takt gefahren. Auf den anderen derzeit befahrenen Strecken im 20-Minuten-Abstand, von der S8 abgesehen, die im 30-Minuten-Takt fuhr. Komplett stillgelegt seien unverändert die vier Linien S45, S47, S75 und S85. Statt der sonst rollenden 540 Züge sind nur 160 verkürzte „Viertelzüge“ im Einsatz – das heißt: Züge mit nur zwei Wagen.

Zur Unterstützung der Berliner S-Bahn rollten gestern Wagen der Münchner S-Bahn ein, einer anderen Tochter der Deutschen Bahn. Aber auch die kämpft mit Sicherheitsrisiken. Das macht die unbürokratische Hilfe wohl auch nur möglich. Denn in München müssen Züge aus dem Verkehr genommen werden, weil die Bahn es dort versäumt hatte, die von den Bonner Bahnkontrolleuren angeforderten „sicherheitsrelevanten Unterlagen“ einzureichen. Dies bestätigte Ralph Fischer, Sprecher des Eisenbahnbundesamtes, auf Anfrage. Die Chaos-Tage der Bahntochter in München werden – anders als in Berlin – nicht durch die Wagen selbst verursacht, sondern durch Laub, das die Bremswirkung hemmt. Zum Krisenmanagement in Berlin erklärte das Bundesamt, dass die neue Geschäftsführung das Amt „zeitnah“ über die aktuellen Bremsprobleme informiert habe und selbst aktiv geworden sei.

Wegen der ausfallenden Züge rief Schulsenator Jürgen Zöllner die Schulleiter zur Nachsicht mit verspätet eintreffenden Kindern auf: „Ich sehe die Belastungen für die Schulen und alle, die gerade in den Morgenstunden in übervollen Zügen auf dem Weg sind.“ Zöllner sagte weiter, er habe Vertrauen, dass die Schulleitungen sensibel mit Verspätungen von Schülerinnen und Schülern wegen der Probleme im öffentlichen Nahverkehr umgehen.

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