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Sicherheit: Drei, zwei, eins – los Pankow will Countdown-Ampel

Wenn Wartezeit auf Grün angezeigt wird, nimmt die Zahl der Rotläufer ab In Hamburg funktioniert das gut. Doch der Senat lehnt das Modell ab.

Zahlen können manchmal beruhigen – zumindest an Ampeln. Wenn Autofahrer und Fußgänger sehen, wie lang die Rotphase noch dauern wird, sollen sie disziplinierter sein und das Rotlicht konsequenter beachten. Diese Erfahrungen jedenfalls wurden in Hamburg gemacht. In Pankow wollten die Bezirksverordneten nun eine solche Anlage für Fußgänger auf der Schönhauser Allee vor den Schönhauser Arcaden. Doch die Verkehrsverwaltung will diese sogenannten Restzeitampeln nicht einführen.

An den Hauptverkehrsstraßen seien die Ampeln verkehrsabhängig gesteuert, begründet die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Rohland, das Zurückweisen des Wunsches aus Pankow. Bei solchen Anlagen lasse sich eine Restzeitansage nicht installieren. Und bei Ampeln mit einem starren Programm seien die Wartezeiten so kurz, dass sich der Aufwand für eine zusätzliche Zeitanzeige nicht lohne. Auch Hans-Jürgen Fischer vom Berliner ADAC sieht einen Nutzen von Restzeitampeln nur bei sehr langen Wartezeiten. So könnten Autofahrer erkennen, dass die Anlage nicht defekt sei. Allerdings seien überlange Wartezeiten in Berlin selten, und bei Ampeln, an denen sich Fußgänger ihr Grün per Knopfdruck holen müssten, erscheine der grüne Ampelmann meist schnell.

Dagegen ist der SPD-Verordnete in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung, Roland Schröder, überzeugt, dass die Bereitschaft, bis zum Ende der Rotphase zu warten, sich erhöhe, wenn die Fußgänger sehen, wie lange sie noch warten müssen.

Hamburg hat solche Anlagen 2006 installiert, die der damalige Verkehrssenator zuvor bei einem Aufenthalt in Asien gesehen hatte. Sieben Restzeitampeln für Fußgänger gibt es dort. Seit die Wartezeit aufs Grün angezeigt werde, habe die Zahl der „Rotläufer“ im Tagesdurchschnitt um mehr als 20 Prozent abgenommen, teilte ein Sprecher der Verwaltung mit.

An einer Kreuzung gibt es zudem Anzeigen für Autofahrer, die auch die Zeit bis zur nächsten Rotphase anzeigen. Die Zahl derjenigen, die kurz vor oder unmittelbar nach Beginn der Rotphase die Ampel passierten, hat seither zwar abgenommen, dafür gab es aber auch mehr „Frühstarter“, die bereits kurz vor dem Ende der Rotphase aufs Gaspedal drückten.

Theoretisch kann die Angabe der Wartezeit aufs Grün Autofahrer auch dazu animieren, den Motor auszuschalten, was das Klima verbessern würde. In Hamburg hatten in Befragungen auch rund ein Drittel angegeben, vor Restzeitampeln den Motor ausschalten zu wollen, in der Praxis sei dies aber nicht erfolgt, sagte Isermann. Angesichts der hohen Kosten zwischen 100 000 und 300 000 Euro je Anlage wolle Hamburg das Projekt allerdings nicht erweitern. Vor Schulen oder stark frequentierten Überwegen seien Restzeitampeln für Fußgänger aber weiter vorstellbar.

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