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Da hat es rumms gemacht. Die BVG zählte deutlich mehr Unfälle mit Straßenbahnen als die Polizei.

© dapd

Statistik: So wenig Verkehrstote wie nie

Die Zahl der Verkehrstoten ist ein weiteres Jahr in Folge auf einen neuen historischen Tiefststand gefallen. Mehr als jedes zweite Opfer war zu Fuß unterwegs. Besorgniserregend ist die Steigerung von Unfällen mit Straßenbahnen.

2010 starben 44 Menschen in Berlin. Das ist der niedrigste Stand seit dem Krieg. Auch die Zahl der Verletzten ist weiter gesunken: Gut 13 100 Menschen wurden leicht und knapp 1700 schwer verletzt. Die Zahl der Unfälle insgesamt stieg dagegen um vier Prozent an auf 130 000, dies eine Folge der vielen Wintermonate mit leichten Blechschäden. Damit hat sich der positive Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt. Dies sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch gestern bei der Vorstellung der Unfallbilanz für 2010.

Unfallursachen sind vor allem Fehler beim Abbiegen, das Missachten der Vorfahrt und zu hohe Geschwindigkeit. Der Anteil der getöteten Fußgänger ist mit 55 Prozent auf einen neuen Höchststand geklettert. 14 Prozent waren Radfahrer, 20 Prozent Motorradfahrer – fast immer trifft es also die Schwächeren im Verkehr. Autofahrer stellen mittlerweile nur noch elf Prozent der Verkehrstoten in Berlin. Dies ist eine Folge der technischen Aufrüstung in Fahrzeugen und des in der Stadt geringen Tempos. In Flächenländern mit vielen Bundes- und Landstraßen ist der Anteil der Autofahrer deutlich höher.

Wie der Polizeipräsident sagte, gebe es vor allem bei Radfahrern einen positive Entwicklung – obwohl immer mehr Menschen aufs Rad steigen. Derzeit werden 13 Prozent aller Wege in der Stadt mit dem Rad zurückgelegt, in der Innenstadt noch deutlich mehr. Die Polizei zählte 6182 Unfälle, das sind 12,4 Prozent weniger als 2009. Getötet wurden nur sechs Radfahrer, das ist der niedrigste Stand überhaupt. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 starben 17 Radfahrer, 2003 hatte es mit 24 den höchsten Stand seit der Wende gegeben. Am meisten sind Radfahrer durch falsch abbiegende Autofahrer gefährdet, heißt es in der Polizeistatistik. Von den sechs Getöteten wurden drei nach Angaben des Radfahrerverbandes ADFC durch rechts abbiegende Lastwagen erfasst. Zwei Frauen wurden in Wedding von Pkws erfasst, ein Radfahrer stürzte vor einen Lastwagen, nachdem er zuvor einen anderen Radler touchiert hatte. Verschuldet werden die Unfälle mit Radbeteiligung je etwa zur Hälfte von Pkw- und Lkw-Fahrern und den Radfahrern selbst.

Die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen stiegen im Vorjahr um 9,3 Prozent. Bei 330 Unfällen gab es nach Polizeiangaben drei Tote, 30 Schwerverletzte und 119 Leichtverletzte. In Relation zu 130 000 Unfällen im Straßenverkehr insgesamt ist dies für das Präsidium „nicht von signifikanter Bedeutung“ – doch häufig machten gerade Tram-Unfälle am meisten Schlagzeilen. So war im November ein kleiner Junge getötet worden, seiner Mutter wurde ein Bein abgetrennt – eines der schrecklichsten Unfälle der letzten Jahre. Nach dem jüngsten tödlichen Unfall in Wedding in dieser Woche spricht auch die Polizei wieder von einer „Häufung“ auf der Linie durch Osloer Straße und Seestraße. Noch im Herbst 2010 hatte die Polizei mitgeteilt, dass die Linie statistisch nicht auffällig sei.

Wie berichtet, war zuletzt am Dienstag ein Radfahrer an der Kreuzung See- und Turiner Straße von einem Zug erfasst worden. Der im Bezirk wohnende Mann war bei Rot gefahren, auf dieser Kreuzung hatte es in den drei vorangegangenen Jahren keinen Unfall mit Fußgänger- und Radfahrerbeteiligung gegeben. Wie der Leiter der Verkehrspolizei, Markus van Stegen, sagte, sei die Strecke technisch sehr gut gesichert. Verschiedene Behörden hätten in der Vergangenheit die Sicherheitsmaßnahmen überprüft. Tatsächlich sind fast alle der dort getöteten bei Rot gefahren oder gelaufen. Häufig sei auch Unvorsichtigkeit oder Fahrlässigkeit Ursache gewesen. Und gegen ein Kleinkind, das sich von Mutters Hand losreißt, sei polizeiliche Präventionsarbeit nicht möglich, hieß es im Präsidium.

Die BVG zählte deutlich mehr Unfälle mit Straßenbahnen als die Polizei. Denn als „Verkehrsunfall“ zählen nur Kollisionen auf Kreuzungen. Jene auf freier Strecke dagegen fließen in eine separate Statistik für „Betriebsunfälle“ ein. Tatsächlich starben im Vorjahr vier Menschen durch die Tram, die BVG zählte zudem über 500 Zusammenstöße mit Autos.

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