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Straßenverkehr: Grüne Wellen ausgereizt

Freie Fahrt auf zwei Dritteln der Hauptstraßen: Nach vier Jahren ist das Forschungsprojekt iQ Mobility (Integriertes Qualitäts- und Mobilitätsmanagement) jetzt abgeschlossen worden.

Tempo 30 in einem Modellversuch auf der Leipziger Straße war für die Verkehrsplaner erfolgreich – eingeführt wird die Geschwindigkeitsbegrenzung dort aber zumindest vorläufig nicht. Auch weitere „Grüne Wellen“ wird es wohl nicht geben. Dabei wissen die Verkehrsplaner jetzt fast alles über den Zustand auf den Straßen und welche Folgen neue Regeln haben könnten. Nach vier Jahren ist das Forschungsprojekt iQ Mobility (Integriertes Qualitäts- und Mobilitätsmanagement) jetzt abgeschlossen worden. Rund acht Millionen Euro hat es gekostet, aufgebracht je etwa zur Hälfte vom Bund und von Unternehmen.

Zum ersten Mal sei es gelungen, Daten zum Straßenverkehr so zu vernetzen, dass es möglich sei, vorherzusagen, wie sich Sperrungen oder Baustellen sowie Großveranstaltungen auf den gesamten Verkehr sowie die Schadstoff- und Lärmbelastung auswirkten, sagte gestern Friedemann Kunst, der Chefverkehrsplaner bei der Stadtenwicklungsverwaltung. Berücksichtigt werden dabei auch die Busse und Straßenbahnen sowie Radfahrer und Fußgänger. Deshalb war unter anderem auch die BVG an dem Modellprojekt beteiligt. Die BVG-Planer hoffen, durch iQ Mobility Verspätungen vermeiden zu können. Auch Unfallzahlen wurden in das Programm aufgenommen.

Auf der Leipziger Straße hatten die Forscher Ende 2007 untersucht, wie sich Tempo 50 und Tempo 30, das aber nur empfohlen war, auswirkten. Mit 30 km/h sei der Verkehr flüssiger und leiser gewesen, sagte Kunst. Die Schadstoffbilanz sei dagegen schwer zu ermitteln gewesen. Pläne, Tempo 30 nun verbindlich einzuführen, gebe es derzeit aber nicht, sagte Kunst weiter. Auch weitere „Grüne Wellen“, von denen Autofahrer ohnehin häufig nichts spüren, werde es kaum noch geben. Vom 1500 Kilometer langen Hauptstraßennetz seien bereits rund zwei Drittel im „Grüne-Wellen-Programm“, das aber auch immer nur ein Kompromiss sein könne.

Bewähren soll sich iQ Mobility nun auch bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Sommer. Autofahrer und Fahrgäste im Nahverkehr sollen weniger häufig im Stau stehen als bei Großveranstaltungen in der Vergangenheit. Erfolgreich sei man bereits 2008 beim Deutschland-Fest auf der Straße des 17. Juni gewesen.

Ob das Projekt, das bisher nur das Zentum erfasst hat, fortgesetzt und auf die gesamte Stadt ausgedehnt wird, ist ungewiss. Öffentliches Geld ist dafür bisher nicht bewilligt. Die Industrie wolle aber weitermachen, sagte der Geschäftsführer der privat geführten Verkehrsmanagementzentrale (VMZ), Reinhard Giehler.

Den Betrieb der VMZ will der Senat ab 2011 neu ausschreiben. Vor zehn Jahren hatten Siemens und Daimler-Chrysler den Zuschlag erhalten, gefördert mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von umgerechnet 15 Millionen Euro. Daimler ist inzwischen aus dem Projekt ausgestiegen. 

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