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Bernd Matthies

© Kai-Uwe Heinrich

Tegel-Schliessung: Der Kampf beginnt

Kein Thema für Nostalgiker: Bernd Matthies zur Debatte um Tegel.

Es war klar, dass die Debatte irgendwann kommen würde, und da ist sie. Dass ausgerechnet Eberhard Diepgen sie lostritt, war dagegen nicht zu erwarten, denn er hat ja 1996 als Berliner Hauptsachbearbeiter den Beschluss mitunterzeichnet, der auch die Schließung des Flughafens Tegel bedeutet. Er sagt nun: Tegel offen halten! Bitte: Auch führende Politiker, zumal pensionierte, haben ein Recht darauf, ihre Meinung aufgrund neuer Erkenntnisse zu ändern. Denn seit 1996 hat sich zumindest die Illusion zerschlagen, die jeweils amtierende Landesregierung sei administrativ in der Lage, den Wechsel nach Schönefeld ohne Katastrophen zu managen. Diese Hoffnung ist weitgehend zerstoben, und es hat sich am Beispiel Tempelhofs eine weitere trübe Erkenntnis durchgesetzt: Niemand weiß, was aus den leeren Flächen werden soll, ja, es wurde nicht einmal versucht, den Planungsprozess rechtzeitig vor der Schließung anzuschieben, weil das Ideenvakuum sonst noch deutlicher geworden wäre.

Bislang haben wir massenhaft Gaga-Pläne für Rotlichtzonen und Skiberge gesehen und noch mehr krampfhaft Öko-Bemühtes, wie es nun in den ersten Vorschlägen auch für den Flughafen Tegel vorgesehen ist. "Energie Plus Stadt", das klingt schon wieder so verquält nach Wolkenkuckucksheim mit Sonnenöfchen und Windrad, dass man sich instinktiv nach Ideen sehnt, die glamouröser (und leider noch illusorischer) sind. Olympiagelände, Weltausstellung? So etwas kann man leider nicht buchen - und es scheitert alles ohnehin daran, dass der umgenutzte Flughafen garantiert nie die für alle sinnvollen Großprojekte unerlässliche Bahnanbindung bekommt, die dem Flughafen selbst über Jahrzehnte verweigert wurde.

Tempelhof, für den Flugverkehr längst entbehrlich, war ein Thema für Nostalgiker. Tegel dagegen ist eine Sache von aktiven Entscheidungsträgern, die sich den Airport der kurzen Wege nicht einfach so wegnehmen lassen werden, zumal, wenn sich keine überzeugende Nachnutzung aufdrängt. Kurioserweise wirkt das Hauptargument, das Diepgen ins Feld führt ziemlich schwach: Wird BBI Schönefeld tatsächlich kurz nach Eröffnung aus den Nähten platzen? Die gegenwärtige Wirtschaftslage macht durchaus auch Szenarien denkbar, die in die entgegen gesetzte Richtung laufen und das Fliegen wieder zum Luxusgut machen. Sicher ist im Moment nur die Unsicherheit. Also sollten wir, wenn es um die großen planerischen Grundsatzfragen der Stadt geht, im Moment auch nichts mehr von vornherein ausschließen.

Und es gibt, das haben wir ebenfalls am Beispiel Tempelhofs gelernt, keine planungsrechtliche Lage, die so eindeutig ist, dass sie nicht mit gewissen Erfolgsaussichten angefochten werden kann. Das wird geschehen, und wer damit beginnt, hat den Zeitfaktor auf seiner Seite. Beginnen wir! 

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