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Verbindungen eingestellt: Tausende Pendler von S-Bahn-Krise betroffen

Die Empörung über eingestellte S-Bahn-Verbindungen nach Hennigsdorf, Strausberg-Nord, Spandau und Wartenberg ist groß - bei Fahrgästen und Kommunalpolitikern.

S-Bahn-Chaos ohne Ende – und jetzt kommt es noch schlimmer: Ab Sonntag, 6 Uhr früh, stellt die S-Bahn wie berichtet auf vier Strecken den Betrieb ein. Die betroffenen Fahrgäste und Kommunalpolitiker der abgehängten Orte Spandau, Hennigsdorf, Strausberg und Wartenberg können es noch gar nicht so recht fassen. „Wir sind ja schon Zumutungen gewohnt, aber das hätte niemand für möglich gehalten“, sagt der Vize-Bürgermeister von Hennigsdorf, Martin Witt (SPD). Strausbergs Bürgermeisterin Elke Stadeler (parteilos) findet es „beschämend, wie die S-Bahn mit uns umgeht.“ Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz (CDU) lässt seinem Zorn freien Lauf: „Das ist dämlich.“ Tausende Pendler seien betroffen, viele würden jetzt ins Auto steigen, heißt es. Wie lange die Einschränkungen gelten sollen, kann die S-Bahn nicht sagen.

Eingestellt wird der Zugverkehr zwischen Hennigsdorf und Schönholz, zwischen Spandau und Westkreuz, zwischen Strausberg und Strausberg-Nord sowie zwischen Wartenberg und Springpfuhl. Wie berichtet, verfügt die S-Bahn nur noch über 200 betriebsfähige Viertelzüge (Doppelwagen), für einen normalen Betrieb wären 562 erforderlich. Wer auf der Internetseite der S-Bahn nach Alternativen sucht, findet diese unter dem Titel „Abweichende Betriebssituation“ erst nach zahlreichen Klicks. So müssen Hennigsdorfer jetzt in einen Ersatzbus steigen, der bis U-Bahnhof Tegel doppelt so lange braucht wie die S-Bahn bislang, nämlich 20 Minuten.  In Tegel kann in die U6 Richtung Zentrum umgestiegen werden, danach fahren die Busse weiter über U-Bahnhof Paracelsusbad  (Umstieg in die U8, Fahrzeit 33 Minuten) bis zum S-Bahnhof Wilhelmsruh (Umstieg in die S1, Fahrzeit 38 Minuten). Die Busse sollen tagsüber alle zehn Minuten fahren. Busersatzverkehr gibt es auch in Strausberg, auch hier verdoppelt sich die Fahrzeit, die Busse fahren nur alle 20 Minuten. Fahrgäste Richtung Spandau verweist das Unternehmen auf die U-Bahn und auf Regionalzüge. Doch diese halten nur in Spandau, nicht jedoch an Zwischenstationen wie Heerstraße, Pichelsberg oder Olympiastadion. Informationen, wie diese Stationen erreicht werden sollen, gibt es nicht. Fahrgäste Richtung Wartenberg sollen die Tram nutzen.

In Hennigsdorf und Strausberg klagen die Verantwortlichen im Rathaus nun, man lebe doch von den Pendlern. Viele Firmen hätten sich die Städte als Standort ausgesucht, „im Vertrauen auf die guten S-Bahnverbindungen nach Berlin“. In Hennigsdorf sind dies der Hersteller von Schienenfahrzeugen Bombardier mit 2200 Mitarbeitern sowie das Stahlwerk und zahlreiche Chemie- und Pharmafirmen, die sich im örtlichen „Bio-Tech-Zentrum“ niedergelassen haben. In Strausberg-Nord sind im Gewerbegebiet zahlreiche Firmen betroffen sowie die Wehrbereichsverwaltung-Ost der Bundeswehr.

Etwa 6000 Pendler müssten allein in Strausberg längere Anfahrten in Kauf nehmen, schätzt Bürgermeisterin Elke Stadeler. Die S-Bahn ist innerhalb des langgezogenen Strausberger Stadtgebietes unterbrochen. Wer von Berlin nach Strausberg-Nord will oder aus dem Brandenburger Umland über Strausberg nach Berlin pendelt, muss nun den Ersatzbus oder die Tram 89 nutzen. Elke Stadeler: „Das ist in jedem Fall belastend.“

Über ähnliche Unannehmlichkeiten ärgert man sich in Hennigsdorf. „Die S25 ist unsere Hauptverbindung nach Berlin“, sagt der Vizechef im Rathaus Martin Witt. Sie werde auch von vielen Pendlern genutzt, die aus Kremmen oder Velten mit Regionalzügen bis Hennigsdorf fahren und dort in die S-Bahn umsteigen. Witt: Die S25 ist sehr stark ausgelastet, hat man das bei der Bahn vergessen?“

Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz (CDU) sagte am Sonnabend, sein Bezirk leide bereits unter der Schließung des U-Bahnhofs Ruhleben, der umgebaut wird. Immerhin sei Spandau der größte Industriebezirk Berlins, die U7 sei als Ersatz überfordert. Im Übrigen habe der Bahnhof Spandau Funktionen des Bahnhofs Zoo übernommen. Viele Berlin-Besucher würden hier aus den Fernzügen auf den Nahverkehr, sprich die S-Bahn, wechseln. „Deren Züge sind doch immer voll, besonders im Berufsverkehr.“

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