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Verkehr: Polizei im Einsatz gegen rollenden Schrott

Fast täglich werden Busse aus dem Verkehr gezogen. Besonders osteuropäische Fahrzeuge fallen unangenehm auf.

Die dänischen Berlin-Besucher hatten noch versucht, ihren Bus anzuschieben. Er wurde von der Polizei ebenso aus dem Verkehr gezogen wie das schrottreife Fahrzeug einer litauischen Reisegruppe. Am Montag stoppte die Polizei gleich drei Busse einer Firma aus Mecklenburg-Vorpommern, die anstelle der S-Bahn zwischen Wannsee und dem Messegelände verkehrten. Für den lukrativen S-Bahn-Ersatzverkehr scheinen manche Busunternehmen Fahrzeuge zu mobilisieren, die sonst den Betriebshof wohl nicht mehr verlassen hätten, vermutet die Berliner Verkehrspolizei. Schon 17 Reisebusse haben die Ordnungshüter in diesem Jahr zwecks Begutachtung sicherstellen müssen.

„Hier ist in den letzten Wochen ständig die Polizei“, berichtet die Frau hinter dem Tresen der Agip-Tankstelle am Rasthof Avus. Dass so mancher Bus danach nicht mehr vom Parkplatz fahren durfte, sei wohl richtig. Zu mehr will sie sich nicht äußern: „Sehen und hören tue ich nichts.“ Draußen parken zwölf Reisebusse, meist von ihren Fahrern verlassen. Nur zwei Männer waschen ein polnisches Fahrzeug des Eurolines-Verbundes. Ein Bus ihrer Firma kam Ende Juni auf der A24 kurz vor Hamburg von der Fahrbahn ab, zwei Fahrgäste wurden getötet, elf weitere verletzt. Die Polizei vermutet, dass der Fahrer eingenickt war.

Drei der Fahrzeuge kommen aus Spanien, darunter zwei weitere Euroliner. Sie tragen ein Qualitätszeichen auf der Fahrertür. Die übrigen Busse stammen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands. Der eines Berliner Unternehmens trägt das laut Aufschrift „nur während der angegebenen Geltungsdauer“ zu führende „Gütesiegel Buskomfort“. Es ist, wie das eingefügte Datum besagt, bereits im Dezember 2008 abgelaufen. An einem weißen Bus mit buntem Muster hat die Polizei gerade wegen offenkundiger Mängel vorsorglich die Kennzeichen abmontiert. Die Umweltzonenplakette an der Windschutzscheibe verrät den Landkreis Potsdam-Mittelmark als Zulassungsort.

Der Fahrer eines Unternehmens aus Mecklenburg-Vorpommern will seinen Namen zwar nicht nennen, ist aber gesprächiger. Er hält die Kontrollen für angebracht, denn gerade die Konkurrenten aus Ländern wie Polen, Lettland und Litauen kämen „manchmal mit Schrott“. „Da guckt man hin und weiß: Hier kann vieles nicht stimmen“, sagt der Mann.

Die Mehrzahl der Busse aus den ehemaligen Ostblockstaaten rollt an Berlin vorbei, so Axel Plümecke vom Zentralen Verkehrsdienst. Doch die bemängelten Fahrzeuge kommen nicht nur aus Ländern wie Polen, Weißrussland oder Litauen, wo man inzwischen zunehmend modernes Gerät nach Deutschland schickt. Immer wieder sind es auch deutsche Busse, die trotz der alle drei Monate vorgeschriebenen Sicherheitskontrolle schwere Mängel aufweisen. „Da ist etwas oberfaul“, vermutet der Hauptgeschäftsführer des in Berlin ansässigen Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer, Gunther Mörl. Unter wenigen schwarzen Schafen leide der gute Ruf der um höchste Sicherheitsstandards bemühten Branche.

Man habe schon Busse aus dem Verkehr gezogen, die kurz zuvor die Sicherheitsprüfung bestanden hatten, so Axel Plümecke. In solchen Fällen gerät der amtlich bestellte Prüfer ins Zwielicht, im Extremfall droht ein Lizenzentzug durch die Ordnungsbehörde, sagt der Hauptkommissar. Wie es heißt, sind die Bezüge vieler Sachverständiger von der Zahl der Prüfungen anhängig, was zu oberflächlichen Akkorduntersuchungen führen könnte.

Rainer W. During

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