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Wartungschaos: S-Bahn: Optimiert wurden nur die Erträge

Mehrere Manager setzten bei der S-Bahn auf einen strikten Sparkurs – auf Kosten der Sicherheit.

Stillgelegte Strecken, überfüllte Züge, Notfahrplan – wie konnte es nur zu dem zweiten Berliner S-Bahn-Chaos kommen? Für den Vorsitzenden des Betriebsrates der S-Bahn Berlin GmbH Heiner Wegner trägt vor allem der frühere Geschäftsführer Ulrich Thon die Verantwortung für das Chaos: „Unter seiner Verantwortung wurden die Fristen für die Wartungen und Instandhaltungen gespreizt“, sagte Wegner dem Tagesspiegel. Dies erfolgte nach Auffassung des S-Bahners unter dem Druck des unternehmensweiten Sparprogramms. Mitbeschlossen wurden diese von Ulrich Homburg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn Regio. Die Schließung von Werkstätten und die Entlassung von 1000 Mitarbeitern lief unter dem Namen „Optimierung S-Bahn“.

Optimiert wurden offenbar aber nur die Erträge – und das auf Kosten der Sicherheit von Passagieren. Dies hat inzwischen sogar die Bahn selbst zugegeben: Schuld an den jüngsten Problemen mit den Bremsen ist nicht etwa der Hersteller dieser Bauteile, die Firma Knorr-Bremse, sondern die versäumten Fristen für den Austausch von Bauteilen – kurzum: Mängel bei deren Wartung.

Der Sparkurs wurde vom Bahnkonzern vorgegeben. Das Ziel: Jahr für Jahr steigende Gewinne für den Bahn-Konzern. Die Gewinnabführung der S-Bahn sollte von 34 Millionen Euro im Jahr 2007, über 56 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 125 Millionen Euro im nächsten Jahr steigen.

Eine Schlüsselrolle zur Umsetzung dieses Programms besetzte Hermann Graf von der Schulenburg. Er ist seit 2006 Geschäftsführer der DB-Stadtverkehr und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der S-Bahn. Als Kontrolleur der S-Bahn Berlin hätte er eigentlich die Interessen des Unternehmens wahren müssen. Als Chef der DB-Stadtverkehr wird er zugleich jedoch an seinen Ergebnissen für den Bahnkonzern gemessen. Widerstreitende Interessen, die Rücktrittsforderungen laut werden lassen. Eine Anfrage bei der Bahn, ob und wann Schulenburg zurücktritt, beantwortet diese mit „kein Kommentar“. Gespräche mit Schulenburg und Homburg könnten kurzfristig nicht ermöglicht werden.

Wie aber kam es zu diesem umstrittenen Verkehrsvertrag, den der damalige Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) paraphiert hatte? Strieder wollte sich nicht zu dem Vertrag äußern. Aus damaligen Verhandlungskreisen ist aber zu hören, dass damals zwei Varianten im Spiel gewesen seien. In dem einen Fall wäre eine pauschale Summe an die Bahn geflossen und die Einnahmen aus den Fahrkarten beim Land geblieben. Diese sei aber zugunsten des zweiten Modells verworfen worden: den auf Gewinn optimierten Vertrag.

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