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Zugunglück in Karow: Bahnunfall: Stress im Stellwerk

Die Ursache des Bahnunfalls vom 16. April in Karow, bei dem es nur mit Glück zu keiner Katastrophe gekommen war, ist offiziell weiter nicht geklärt. Für Eisenbahner aus dem Betrieb dagegen ist klar.

Die Bahn hat „an elementaren Sicherheitsstandards“ gespart, meinen die Eisenbahner aus dem Betrieb. Ein Bahn-Sprecher wollte sich dazu am Freitag nicht detailliert äußern. Die Vorwürfe seien so nicht nachvollziehbar, hieß es lediglich.

In Karow war in der Nacht ein Regionalzug gegen einen vor ihm fahrenden Güterzug mit Kesselwagen geprallt, die hochexplosives Flüssiggas geladen hatten. Das Signal für den Regionalexpress stand auf Grün. Wie dies möglich war, obwohl der Güterzug den Abschnitt noch nicht verlassen hatte, wird derzeit noch untersucht.

An der Unfallstelle gibt es keine automatische Sicherung der besetzten Gleisabschnitte. Signale springen nach Angaben der Eisenbahner nicht selbsttätig in die Haltstellung, wenn ein Zug vorbeigefahren ist. Hier muss der Fahrdienstleiter im Stellwerk von Hand die Signale und Weichen bedienen. Ob ein Gleis frei ist, muss er durch Blicke aus dem Fenster feststellen – auch nachts. Güterzüge haben aber keine Schlussleuchten.

Das Stellwerk in Karow sei bis vor wenigen Jahren wegen der großen Belastung noch von zwei Mitarbeitern besetzt gewesen, erklärten die Eisenbahner. Die tägliche Arbeit reiche jetzt „stetig bis an die Belastungsgrenze“. Technische Mängel seien zudem in Karow längst zum Arbeitsalltag geworden.

Pläne, diesen Abschnitt an ein elektronisches Stellwerk anzuschließen, bei dem der Betrieb weitgehend automatisch abläuft, gibt es seit Jahren. Vor und hinter dem Karower Kreuz sind die Betriebsabläufe bereits so automatisiert. Das Karower Kreuz sei ausgenommen, weil es noch saniert werden soll. Zudem sei die Finanzierung bisher nicht geklärt gewesen, hieß es bei der Bahn.

Im Stellwerk hat die Bahn unmittelbar nach dem Unfall zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen installiert, die ansonsten nur üblich sind, wenn vom Regelbetrieb abgewichen wird. Klaus Kurpjuweit

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