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Verkehrs-Chaos: Der tägliche Infarkt auf der A 100

Die Woche begann für viele Autofahrer im Stau - wieder einmal. Denn die Stadtautobahn gerät schon an normalen Tagen an ihre Kapazitätsgrenze. Nach jedem Unfall droht das Chaos.

Die Woche begann für viele Autofahrer denkbar unerfreulich: Stundenlang steckten sie im Stau, nachdem gegen 6.40 Uhr auf der Stadtautobahn in Höhe Tempelhofer Damm sieben Autos zusammengestoßen waren. Drei Menschen wurden dabei verletzt, einer davon schwer. Dann krachte es auch noch im Stau in Höhe Oberlandstraße. Diesmal gab’s nur Blechschaden – aber die A 100 war nordwärts zwei Stunden lang komplett gesperrt.

Der Britzer Tunnel ist ein Nadelöhr

Das Chaos auf der A 100 war für viele ein Déjà-vu, denn erst vor zehn Tagen war an der gleichen Stelle im morgendlichen Berufsverkehr ein Lkw umgekippt. Auch damals hatte es riesige Staus gegeben.
Dabei gerät die Stadtautobahn schon an normalen Tagen an ihre Kapazitätsgrenze, seit im Mai der Anschluss über Schönefeld zum Berliner Ring eröffnet wurde. Jörg Lange, Chef der Verkehrslenkung des Senats, hat gerade die ersten Oktoberwochen ausgewertet. „Fast an jedem Werktag“ habe man morgens vor dem Dreieck Neukölln einzelne Spuren sperren müssen, um Staus im Britzer Tunnel zu vermeiden. „Zwei, drei Mal pro Woche“ würden zusätzlich die direkt in den Tunnel führenden Auffahrten Buschkrugallee und Britzer Damm gesperrt und etwa einmal pro Woche der ganze Tunnel. Hintergrund sei eine europäische Richtlinie, die nach mehreren Katastrophen in den Alpen eingeführt wurde. „Wir müssen einen Stau im Tunnel unbedingt vermeiden“, sagt Lange. Also werden Spuren und Auffahrten gesperrt. „Durch den künstlichen Engpass vor dem Tunnel stehen die Leute da, wo sie sicher stehen.“

Besserung ist nicht in Sicht

Für die morgendliche Stoßzeit sieht Lange keine Reserven mehr, wenn in einigen Jahren die Verlängerung der A 100 zum Treptower Park eröffnet wird: Auch dieser Ast würde direkt in den Tunnel münden. Und der Verkehr vom Flughafen BBI ab 2011 soll aber ebenfalls über die Stadtautobahn abgewickelt werden.
Nach Auskunft des ADAC kürzen auch immer mehr auswärtige Lkw-Fahrer ab, indem sie statt des Berliner Rings einfach die A 100 nehmen. Toll Collect habe seit dem Lückenschluss über Schönefeld ein Plus von 18 Prozent registriert, heißt es. Nachts entfällt zwar das Stauproblem, aber dafür ist die Luft- und Lärmbelastung umso problematischer. „Die Verwaltung sollte sofort beginnen, sich Gedanken über organisatorische Maßnahmen zu machen“, sagt ADAC-Sprecher Jörg Becker. Der Club ist sich mit der Verkehrsverwaltung einig, dass eine gestaffelte Maut helfen könnte. „Wir hätten großes Interesse daran, eine so stark befahrene Autobahn für den Durchgangsverkehr teurer zu machen als für Lkw, die direkt in die Stadt wollen“, bestätigt Verwaltungssprecherin Manuela Damianakis. 

Staus verursacht auch die Baustelle Spandauer Damm

Weitere Erkenntnisse verspricht sich der Senat von der für Anfang 2009 avisierten Verkehrsprognose. Aber viele Optionen gibt es nicht. Denn während am Spandauer Damm – dem zweiten Nadelöhr auf der Stadtautobahn – die bis 2011 dauernden Bauarbeiten das Problem sind, wurden das Dreieck Neukölln und der Britzer Tunnel erst in den vergangenen Jahren neu gebaut – für mehrere hundert Millionen Euro.

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