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Berlin: Verkehrsbetriebe schicken Fahrgäste auf Odyssee Die Sperrung der U-Bahnen 1 und 15 verwirrt viele Kunden

So ist sie, die BVG: Am U-Bahnhof Kurfürstenstraße hängt am Eingangsgitter eine Palette von Informationstafeln. Ganz oben fordert der Verkehrsbetrieb seine Benutzer dazu auf, den Fahrstil zu ändern.

So ist sie, die BVG: Am U-Bahnhof Kurfürstenstraße hängt am Eingangsgitter eine Palette von Informationstafeln. Ganz oben fordert der Verkehrsbetrieb seine Benutzer dazu auf, den Fahrstil zu ändern. Damit buhlt die BVG auch um Autofahrer als Umsteiger. Darunter steht auf einer weiteren Tafel ganz groß: „Achtung!“ Und darunter wiederum ziemlich klein: „Kein U-Bahnverkehr“. Ein paar Schritte davon entfernt erfährt der umsteigewillige Fahrgast dann, wie er zu seinem Ziel kommt, wenn der Bahnhof vor ihm geschlossen ist. Die BVG baut, wie berichtet, an ihren Gleisen und hat den Abschnitt der Linien U 1 und U 15 vom Nollendorfplatz bis zum Halleschen Tor deshalb seit gestern bis zum 30. August gesperrt.

Einfach ist der Umweg nicht, wie ein Test zeigte. Von der Kurfürstenstraße geht’s zur Bülowstraße und ab in die U 2. Dort gibt’s keinen Hinweis, wie der Fahrgast am Bahnhof Gleisdreieck weiterkommt. Auch nach dem Aussteigen bleiben die Lautsprecher auf dem Bahnsteig still. Dafür flattert vor der Treppe zur U 1/15 eine Absperrleine und daneben erklärt die BVG den Kunden auf einer Tafel, dass es nun mit dem Ersatzbus weitergeht. Da nach Ansicht der BVG wohl auch alle ausländischen Touristen Amtsdeutsch verstehen, erspart man sich eine Übersetzung. „Ersatzverkehr“ versteht doch jeder. Wer trotzdem nicht weiter weiß, kann ja einen BVG-Mitarbeiter fragen – wenn er ihn auf der anderen Treppenseite entdeckt.

Im vollen Bus geht’s nun weiter bis zum Halleschen Tor. Auch dort gibt’s zunächst keine weiteren Angaben; viele bleiben sitzen, bis der Busfahrer sie hinausscheucht. Jetzt geht das Suchen im Bahnhof los. Dort irren bereits andere Fahrgäste hin und her. Die meisten übersehen die kleinen Hinweise auf den „Zugverkehr“ Richtung Warschauer Straße, die auf den Bahnsteig führen, auf dem es sonst Richtung Uhlandstraße/Krumme Lanke geht.

Wer dagegen von der Warschauer Straße kommt, muss am Halleschen Tor den Zug verlassen. Weil das Hunderte von Menschen sein können, hat die BVG eine zusätzliche Treppe vom Bahnsteig zur Straße eingebaut. Sie war gestern allerdings noch nicht fertig; Arbeiter bastelten an der Beleuchtung. Der Bus fährt schließlich zum U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park an der U 2 und hält auch am S-Bahnhof Anhalter Bahnhof und Potsdamer Platz, was die Fahrgäste verblüfft. Auch Fahrer haben gelegentlich noch Probleme mit der Route. Wer jetzt – wieder mit der U-Bahn – ab Mendelssohn-Bartholdy- Park eine Station weiter zum Gleisdreieck fährt und dort in die U 1 oder U 15 umsteigen will, hat Pech. Diese Linie ist dort bekanntlich dicht; Informationen im Zug gibt es für Unkundige nicht. Der BVGer auf dem Bahnsteig schickt die Aussteiger, die Richtung Westen wollen, gleich in den Zug zurück.

Statt fünf Minuten dauert die Fahrt vom Halleschen Tor zur Kurfürstenstraße mehr als eine Viertelstunde. Da ändert man doch gerne seinen Fahrstil. Und die BVG kann ja noch üben. Im Herbst unterbricht sie den Verkehr auf der U 5.

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