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Am Sonnabend droht Berlin das Verkehrschaos, denn Verdi hat zum Warnstreik bei der BVG aufgerufen.

© dapd

Verkehrschaos droht: BVG-Streik macht der S-Bahn zu schaffen

Fahrgäste müssen damit rechnen, nicht auf die Bahnsteige zu gelangen, bis auf wenige Ausnahmen fahren keine U-Bahnen, Straßenbahnen oder Busse, Einzelhändler befürchten erhebliche Umsatzausfälle: Am Samstag wird die BVG bestreikt.

Heute geht bei der BVG nichts mehr. Von 4 Uhr bis gegen 19 Uhr fahren – bis auf wenige Ausnahmen – keine U- und Straßenbahnen und keine Busse. Die der Deutschen Bahn gehörende S-Bahn, die weiter fährt, rechnet damit, dass bei einem sehr großen Andrang Bahnhöfe vorübergehend geschlossen werden müssen – auch bei der Anfahrt zum Fußballspiel im ausverkauften Olympiastadion. Dabei könnten auch die Bahnsteige des Umsteigebahnhof Westkreuz betroffen sein, kündigte S-Bahn-Chef Peter Buchner an.

15 Stunden lang will die Gewerkschaft Verdi den Betrieb lahmlegen, was sie als „Warnstreik“ bezeichnet. Damit trifft sie nicht nur die Berliner und Besucher der Stadt, die sonnabends rund 1,8 Millionen Fahrten mit der BVG absolvieren. Auch der Einzelhandel befürchtet zum Teil erhebliche Umsatzeinbußen, weil viele potenzielle Kunden zu Hause bleiben müssen – ausgerechnet am sonst umsatzstärksten Tag der Woche.

Nur ungern erinnert sich Oliver Mohr an den wochenlangen BVG-Streik im Frühjahr 2008. Damals war er Centermanager im „Schloss“ in Steglitz, das einen eigenen Zugang zum U-Bahnhof hat und wo in unmittelbarer Nähe des Shoppingcenters zahlreiche Buslinien verkehren. Gut 20 Prozent weniger Besucher habe es damals gegeben, hat Mohr nicht vergessen. Entsprechend sei auch der Umsatz gesunken.

Sehen Sie hier Bilder des letzten Streiks bei der BVG:

Jetzt ist Mohr für die Gropius-Passagen in Neukölln verantwortlich – und befürchtet erneut einen gewaltigen Umsatzeinbruch im größten Center der Stadt, das ebenfalls einen eigenen U-Bahn-Zugang hat. Beim langen Streik 2008 war die Not so groß, dass das Management damals auf eigene Kosten einen Bus-Shuttle vom S-Bahnhof Neukölln aus einrichtete, um Kunden in die Geschäfte bringen zu können. Beim eintägigen Warnstreik ist dies jetzt nicht vorgesehen. Auch die meisten anderen befragten Unternehmen befürchteten, dass der Streik zu erheblichen Umsatzausfällen führen werde. Ein Großteil der Kunden komme mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Einkauf.

Nichts geht mehr: Schon am Freitag hat die BVG ihre Fahrgäste auf den Streik am Samstag hingewiesen. Von 4 Uhr bis gegen 19 Uhr werden die U-Bahnhöfe geschlossen bleiben. Der Versuch, den Streik in letzter Minute zu verhindern, war gescheitert.
Nichts geht mehr: Schon am Freitag hat die BVG ihre Fahrgäste auf den Streik am Samstag hingewiesen. Von 4 Uhr bis gegen 19 Uhr werden die U-Bahnhöfe geschlossen bleiben. Der Versuch, den Streik in letzter Minute zu verhindern, war gescheitert.

© dpa

Dagegen ist man am Potsdamer Platz noch gelassen. Der Manager der dortigen Arkaden, Marcus Eggert, hatte wegen der Berlinale mit mindestens 70 000 Besuchern gerechnet. Das vergangene Wochenende sei „klasse“ gelaufen. Wegen der besonderen Atmosphäre durch die Berlinale würden sich Besucher andere Wege suchen, ist Eggers überzeugt. Am Potsdamer Platz halten weiter die Züge der S-Bahn und der Regionalbahn. Zudem gebe es in der Tiefgarage Platz für 2500 Autos.

Enttäuscht ist BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta, dass auch durch ein neues Angebot der Arbeitgeber am Freitag Verdi den Streik nicht abgeblasen hat. Nikutta hatte Verdi-Chefin Susanne Stumpenhusen vorgeschlagen, die Laufzeit des neuen Vertrags auf zwei Jahre zu begrenzen, wie es die Gewerkschaft gefordert hatte. Bisher sollte der Vertrag bis Februar 2015 gelten.

Verdi reicht dies nicht, weil die BVG Löhne und Gehälter nur für 2012 um 2,3 Prozent erhöhen will, während sie im folgenden Jahr lediglich um 1,3 Prozent steigen sollen. Die Gewerkschaft will aber in jedem Jahr mindestens einen Ausgleich in Höhe der Inflationsrate, die im vergangenen Jahr bei 2,3 Prozent lag. Darunter gehe nichts, heißt es.

Die Fahrpreise zu erhöhen, um die Verdi-Forderungen erfüllen zu können, lehnt die BVG ab. Die Preise müssten in diesem Jahr ohnehin steigen, um die höheren Energiekosten auffangen zu können, heißt es. Da die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlungsrunde am Montag nach bisherigem Stand nicht nochmals zulegen wollen, ist mit weiteren Streiks zu rechnen. Verdi hat für Dienstag bereits eine Pressekonferenz angekündigt.

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