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Wenn der 1. FC Union im Stadion an der Alten Försterei spielt, herrscht Hochbetrieb bei der Straßenbahn.

© imago images / Matthias Koch

Verkehrschaos in Köpenick: 1. FC Union will Sonderfahrten nicht bezahlen

Wenn der 1. FC Union im Stadion an der Alten Försterei spielt, herrscht Hochbetrieb in Bus und Bahn. Doch an Sonderfahrten will sich der Klub nicht beteiligen.

Was dürfen Besucher eines Hertha-Spiels, was Zuschauern bei Union nicht erlaubt ist? Sie dürfen ins Stadion mit Bus und Bahn fahren, ohne extra zu zahlen. Das Fußballticket gilt als Fahrausweis – was sicherlich auch Autofahrer zum Umsteigen motiviert. Der Köpenicker Klub spart sich die Ausgaben dafür, fördert damit natürlich das – mittlerweile legendäre – Verkehrschaos rund um die Alte Försterei. Das wird sich am heutigen Sonntagnachmittag beim Spiel gegen Köln ganz sicher wiederholen.

Der Treptow-Köpenicker Bürgermeister Oliver Igel  nannte die Situation „schwierig“. Bekanntlich will der Verein sein Stadion noch ausbauen. „Für den Fall ist mit weiteren erheblichen Verkehrsproblemen zu rechnen“, schrieb der SPD-Politiker einem Berliner, der sich mit dem regelmäßigen Chaos nicht mehr abfinden mag.

Igel gibt dem Verein eine Mitschuld, dass es bislang keine zusätzlichen Straßenbahnen an Spieltagen gibt: „In der Vergangenheit ist dies daran gescheitert, dass der 1. FC Union nicht dazu bereit war, einen Teil des Ticketpreises an den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg abzugeben.“ Seit Jahren wird diskutiert, vor dem Stadion eine Wendestelle für die Straßenbahn zu bauen, in der an Spieltagen zusätzliche Züge halten könnten. Doch weil niemand Extra-Fahrten bezahlt, ist der Bau der Wendestelle nicht in Sicht. Igel: „Der Verein konnte sich dazu bisher nicht durchringen, die BVG setzt daher nicht im erforderlichen Maße zusätzliche Straßenbahnen ein, weil sie diese ja auch nicht bezahlt bekommt.“

„Ein VBB-Ticket würde zu einer spürbaren Verteuerung unserer überwiegend sehr preisgünstigen Eintrittskarten führen“, entgegnet Union-Sprecher Christian Arbeit. Zudem hätten Befragungen der Stadionbesucher ergeben, dass „ein hoher Prozentsatz bereits über eine Monatskarte verfügt“ – und dann doppelt zahlen müsste, teilte der Verein mit. Doch gegenüber dem Tagesspiegel kündigte der Union-Sprecher an, dass wegen der Stadionerweiterung „derzeit erneut diskutiert“ werde, doch beim VBB mitzumachen. 2017 hatte Union beschlossen, das Stadion von 22.000 auf 37.000 Plätze zu erweitern. Wegen des Aufstiegs in die erste Liga wurde das Projekt erst einmal verschoben. Damals hatte der Verein ermittelt, dass 46 Prozent der Fans mit S-Bahn oder Straßenbahn kommen, 18 Prozent zu Fuß oder per Fahrrad und 36 Prozent im Auto. Für Hertha übrigens ist es kein Argument, dass ein Teil der Fans doppelt zahlen muss. Der Anteil der Autofahrer unter den Besuchern ist deutlich niedriger, eine genaue Angabe gibt es nicht. Am Olympiastadion gibt es einen leistungsfähigen S-Bahnhof mit mehreren Sonderbahnsteigen. Der Verkehrsverbund konnte auf Anfrage nicht sagen, wie viele Veranstalter eine Freifahrt auf ihren Tickets anbieten. Auch zu der Höhe der Kosten, die auf Union zukämen, äußerte sich der VBB nicht.

Bei der Deutschen Bahn ist seit Jahren in den meisten Fernfahrkarten die Fahrt mit Bussen und Bahnen am Ziel und am Start mit enthalten. „Die ganze Reise in einem Ticket“, wirbt die Bahn. Dem Vernehmen nach verhandelt der VBB derzeit mit Fluggesellschaften über ein solches Modell.

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