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Polizisten stehen in Spandau an der Kreuzung Nauener Straße/Brunsbütteler Damm.

© Paul Zinken/dpa

Verkehrsunfälle in Spandau und Lichtenberg: Binnen 24 Stunden: Zwei Kinder auf Berlins Straßen getötet

Ein Achtjähriger wird in Spandau auf dem Rad von einem abbiegenden Lkw erfasst und getötet. Eine 13-Jährige stirbt, als sie mit dem Fahrrad unter eine Straßenbahn gerät.

"Meine Gedanken sind bei den Eltern, der Familie und den Freunden. Wir werden die Unfälle genau untersuchen und alles unternehmen, dass unsere Straßen sicherer werden", erklärte Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) via Twitter. Der achtjährige Junge, der am Mittwochmorgen in Spandau von einem Lkw erfasste wurde, als er am mit seinem Fahrrad den Brunsbütteler Damm überqueren wollte, ist bereits das zweite Kind, das in diesem Jahr auf Berliner Straßen ums Leben kam. Erst am Dienstag starb ein 13-jähriges Mädchen in Lichtenberg. Es war ebenfalls mit dem Rad unterwegs. Zwei bittere Todesfälle, die ins Bewusstsein rufen, wie gefährlich der Verkehr in Berlin weiterhin ist.

Als die Ampel auf Grün schaltete, fuhr der Junge los

Der Achtjährige verunglückte am frühen Morgen, gegen 7.30 Uhr. Dass er auf dem Weg zur Schule war, ist wahrscheinlich, aber bislang unbestätigt. Nach Angaben der Polizei fuhr er in Begleitung seiner 39-jährigen Mutter auf dem Radweg der Nauener Straße Richtung Süden. Der Lkw war in gleicher Richtung unterwegs.

An der Kreuzung Brunsbütteler Damm hielten Mutter und Sohn vor der roten Ampel. "Als diese auf Grün schaltete, fuhr der Junge los, um den Brunsbütteler Damm zu überqueren", erklärte die Polizei. Dabei erfasste ihn der Lkw, der rechts abbog. Der Junge erlitt "schwerste Verletzungen" und starb noch am Unfallort, sein Leichnam soll obduziert werden.

 Zum Unfall kam es an der Kreuzung Brunsbütteler Damm/Nauener Straße.
Zum Unfall kam es an der Kreuzung Brunsbütteler Damm/Nauener Straße.

© Tsp/Klöpfel

Der 59-jährige Lkw-Fahrer sowie eine Zeugin erlitten einen Schock und kamen ins Krankenhaus. Die Mutter wurde von Seelsorgern vor Ort betreut. Der Unfallort liegt im Industriekiez am Brunsbütteler Damm. Dort führt die Nauener Straße aus einer Troglage zum Brunsbütteler Damm. Fahrbahn und Radweg sind bis kurz vor der Kreuzung durch einen Zaun getrennt. Polizei und Feuerwehr waren mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort. Bis zum Mittag blieb die Kreuzung gesperrt.

Zahl der Unfälle mit Kindern in den letzten Jahren gesunken

Ermittelt wird weiterhin auch im Fall der 13-Jährigen, die am Dienstagabend unter eine Straßenbahn geriet. Das Mädchen war im Blockdammweg mit dem Rad unterwegs, an der Einmündung zur Köpenicker Chaussee überquerte sie die Gleise und wurde dabei von der Tram erfasst. Der Fahrer habe noch eine Gefahrenbremsung eingeleitet, konnte den Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern. Fahrradaktivisten rufen für den morgigen Donnerstag um 17.30 Uhr zu einer "Trauerkundgebung" für die 13-Jährige am Unfallort auf. Der ADFC will ein weißes Fahrrad als dauernde Mahnung anbringen. Die Initiative Changing Cities hält die Kreuzung für gefährlich, weil Ampeln und Sicherheitsgitter fehlten.

Die Zahl der in diesem Jahr getöteten Radfahrer erhöht sich auf fünf, die der Verkehrstoten insgesamt auf 19. In den letzten Jahren ist die Zahl der Unfälle mit Kindern kontinuierlich gesunken, im vergangenen Jahr aber wieder leicht gestiegen. Das könnte auch daran liegen, dass die Zahl der Kinder in Berlin seit Jahren wieder zunimmt. 2017 gab es insgesamt 917 Verkehrsunfälle mit Kindern, das entspricht einem Anteil von 0,6 Prozent am Unfallgeschehen. 157 Kinder wurden dabei schwer verletzt, ein Kind starb.

Nach Angaben der Polizei haben Kinder 64 Prozent der Unfälle "durch falsches Verhalten im Straßenverkehr" selbst verursacht, Jungen deutlich häufiger als Mädchen. Die häufigste Ursache seien "Fehler beim Einfahren in den Fließverkehr". Zu Rechtsabbiegeunfällen macht die Polizei keine Angaben.

Unfälle passieren meist auf dem Schulweg

"Wir bedauern jeden Einzelfall, solche Unfälle sind bei den Mitgliedsunternehmen ein ständiges Thema", sagt Gerd Bretschneider, Geschäftsführer der Berliner Fuhrgewerbe-Innung. Betroffene Fahrer hätten oft "traumatische Konsequenzen" zu tragen und könnten nicht weiterarbeiten. Zum Problem toter Winkel und mangelhafter Sicht beim Rechtsabbiegen von Lkw gebe es schon seit Mitte der 90er Jahre Aufklärungsaktionen an Grundschulen. Den Rückgang der Unfallzahlen mit Kindern wertet Bretschneider auch als Beleg für den Erfolg dieser Prävention. "Die Risikogruppe sind heute eher die Älteren."

Unfälle mit radfahrenden Kindern passieren meist auf dem Schulweg, erklärt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Lkw-Fahrer sollten an schlecht einsehbaren Kreuzungen besser anhalten. Sinnvoll seien auch technische Hilfsmittel wie Abbiegeassistenten.

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