zum Hauptinhalt
Berlins Linke-Vorsitzende wirbt für mehr Geduld bei der ökologischen Verkehrswende in der Hauptstadt.

© dpa

Verkehrswende in der Hauptstadt: Linke bittet um Geduld

Berlins Verkehrswende werde bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen, sagt die Linken-Chefin Katina Schubert – und reagiert auf Kritik.

Berlins Linke-Vorsitzende Katina Schubert wirbt für mehr Geduld bei der ökologischen Verkehrswende in der Hauptstadt. „Das wird schon bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen“, sagte sie. „Die Verkehrswende ist ein Prozess. Die bekommt man nicht hin durch Umlegen eines Hebels, und schon ist alles anders.“ Erklärtes Ziel von Rot-Rot-Grün ist es, den Öffentlichen Personennahverkehr und die Radinfrastruktur auszubauen – was weniger Raum für Autos bedeutet. Allerdings geht der Umbau vielen in der Hauptstadt zu langsam, sichtbare Ergebnisse sind bislang rar.

„Wenn sich Mobilitätsverhalten ändern soll, dann müssen Menschen erst einmal davon überzeugt werden und sie müssen auch erfahren, dass es möglich ist, ohne dass es irgendwie zu ihren Lasten geht“, sagte Schubert. „Also wenn ich zum Beispiel möchte, dass weniger Autoverkehr in die Innenstadt kommt, dann muss ich dafür sorgen, dass die Leute dann eben ohne Auto auch einigermaßen zügig und verlässlich dorthin kommen und auch wieder zurück.“

Die Koalition habe deshalb den Hauptfokus auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gerichtet und auf eine bessere Anbindung gerade der Außenbezirke, in denen immerhin 70 Prozent aller Berliner lebten. Vieles sei auf den Weg gebracht worden, es brauche aber Zeit. So müssten neue, sichere Fahrradwege gut geplant und gebaut werden. „Es reicht nicht aus, einen Streifen grün anzumalen.“

Katina Schubert, Landesgeschäftsführerin der Berliner Linken
Katina Schubert, Landesgeschäftsführerin der Berliner Linken

© dpa

Schubert nannte auch das Beispiel Busse: „Es macht keinen Sinn, Bus-Takte mit stinkenden Dieseln zu verdichten, weil man dann mehr Dreck auch in der Luft hat.“ Daher fange langsam die Umrüstung der Busflotte auf Elektro-Fahrzeuge an. Vielfach seien diese Modelle aber noch nicht leistungsfähig genug und in großer Stückzahl verfügbar. Das werde sich aber schrittweise ändern, wenn die Nachfrage steige. Der Forderung der SPD, diverse U-Bahn-Linien zu verlängern, erteilte Schubert zumindest für die laufende Legislaturperiode bis 2021 eine Absage. „Wir müssen natürlich die Infrastruktur weiter ausbauen, deswegen sagen wir: Es ist sinnvoller auf Straßenbahnen zu setzen als auf den weiteren Ausbau der U-Bahn.“ Letzteres sei zwar nicht auf alle Ewigkeit ausgeschlossen. Aber: „Das ist überhaupt keine Frage von Dogmatik, sondern erst mal eine Frage der Praktikabilität.“ Der Bau von Tramlinien sei billiger und gehe deutlich schneller. „Dieses Verhältnis von Kosten und Zeitaufwand muss man einfach sehen.“

Kritik übte Schubert am Beschluss der Grünen, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bis 2030 aus der Innenstadt zu verbannen. „Ich glaube, mit Verboten kommen wir da nicht weiter. Wir müssen vielmehr die Voraussetzungen schaffen, dass der motorisierte Individualverkehr dann nicht mehr nötig ist.“ Außerdem: „Es wird immer Menschen geben, die mobilitätseingeschränkt sind, für die es nicht möglich sein wird, auf das Fahrrad umzusteigen oder Busse und Bahnen zu nutzen, wenn sie dreimal umsteigen müssen.“ Solche Menschen seien auch in Zukunft auf ihr Auto angewiesen, das gehöre zu einer inklusiven Stadt. (dpa)

Zur Startseite