zum Hauptinhalt
Bis hierhin und nicht weiter. Die U5 in der Station Hönow.

©  Kai-Uwe Heinrich

Verlängerung einer U-Bahn-Linie: Als die U5 nach Brandenburg fuhr

Vor 30 Jahren wurde die U-Bahn-Linie 5 eröffnet. Berlin holte sich dafür einen märkischen Zipfel: das brandenburgische Hönow.

Der Prellbock steht wenige Meter vor der Stadtgrenze. Wer aus dem U-Bahnhof Hönow tritt, tritt nach Brandenburg. Nirgendwo sonst hat das Berliner U-Bahn-Netz Brandenburg erreicht. Als die Strecke eröffnet wurde, war hier noch der Bezirk Frankfurt (Oder). Genau 30 Jahre ist es jetzt her, dass die heutige U5 verlängert wurde: Am 1. Juli 1989 rollten die ersten Züge nach Hönow, damals nannte sich die Strecke noch „E“.

Erst nach der Wende wurde die komplette Strecke nach Berlin eingemeindet. Viel U-Bahn hatte Ost-Berlin nach dem Mauerbau ja nicht, ein Stück der Linie A nach Pankow. Die heutigen Linien 6 und 8 lagen zwar unter Ost-Berlin, gehörten aber zur West-BVG. Die Züge passierten die Geisterbahnhöfe ohne Halt.

Die „E“ war also die einzige vollständige Linie der BVB, wie sich das Ost-Pendant zur BVG nannte. Und nur auf dieser Linie hat die DDR überhaupt das U-Bahn-Netz erweitert. Es gibt viele Geschichten, die über die Linie erzählt werden können. Zum Beispiel die von der scharfen Kurve am Tierpark.

Im Dezember 1930 war die Linie Alexanderplatz – Friedrichsfelde eröffnet worden. 1969 begann der Bau der Verlängerung um eine Station nach Südosten. Die 1,2 Kilometer bis zum Tierpark wurden 1973 eröffnet, die lange Bauzeit war der Mangelwirtschaft geschuldet. Es fehlte an Beton, am Tierpark waren 9000 Wohnungen für 25.000 Menschen entstanden. Eigentlich sollte die Strecke nun über Karlshorst bis nach Oberschöneweide geführt werden.

100.000 Menschen mussten täglich transportiert werden

Es kam anders, deshalb entstand der Knick. In Kaulsdorf, Hellersdorf und Hönow projektierte die DDR ein riesiges Neubaugebiet, dieses musste an die Innenstadt angeschlossen werden. Zuvor waren alle Siedlungen an die S-Bahn angebunden worden – doch die war ausgelastet. Modellrechnungen zeigten, dass die Stadtbahn keine weitere Linie mehr aufnehmen konnte. Wegen der Mauer konnten die Ost-Züge maximal bis zur Friedrichstraße fahren und mussten dann umkehren. Wie also 100.000 Menschen täglich transportieren? Die Straßenbahn konnte das nicht leisten, es blieb die U-Bahn.

Also wurde die Linie E direkt hinter der Endstation in einer scharfen Kurve um 90 Grad nach Nordosten geleitet, hier hatten Planer einen kostengünstigen Weg gefunden auf einer nicht mehr benötigten Eisenbahnstrecke. Die 10,1 Kilometer mit den neun Stationen liegen fast völlig oberirdisch, nur unter dem alten Ortskern Kaulsdorf gibt es einen Tunnel. Bauzeit: Wieder vier Jahre.

Am Bahnhof Wuhletal halten S5 und U5 am selben Bahnsteig

An der Kreuzung mit der S-Bahn nach Strausberg gelang auf dem Bahnhof Wuhletal ein großer Wurf: Die Züge der S5 und der U5 halten im Richtungsbetrieb am selben Bahnsteig. Dies war – und ist immer noch – berlinweit einmalig. 50 Waggons für die neue Strecke hatte die DDR der West-BVG gebraucht abgekauft. Auch so eine Geschichte, die die Teilung schrieb.

Obwohl erst 30 Jahre alt, haben mehrere Stationen schon neue Namen. DDR-General Heinz Hoffmann und die beiden SED-Politiker Albert Norden und Paul Verner wurden bereits am 3. Oktober 1991, dem ersten Jahrestag der Deutschen Einheit, gegen Neue Grottkauer Straße, Louis-Lewin-Straße und Kaulsdorf-Nord ausgewechselt.

Für die IGA in Marzahn wurde die Neue Grottkauer Straße 2016 in „Kienberg (Gärten der Welt)“ umbenannt. Wie berichtet, sollen die Stationen zwischen Tierpark und Hönow seit zwei Jahren unter Denkmalschutz gestellt werden. Nach Angaben des Landesdenkmalamtes ist der zuständige Mitarbeiter jetzt in Rente gegangen, dies verzögere die Sache.

Im Zeitplan dagegen ist die Verlängerung der U5 am anderen Ende. Im Dezember 2020 sollen die Züge der U5 vom Hönow bis Hauptbahnhof fahren – nach 25 Jahren Bauzeit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false