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Berlin: Verliebt in Berlin

Wer es vergessen hat: Heute ist Valentinstag. Last-Minute-Ideen für kurzentschlossene Romantiker

Wie leicht wäre es doch an anderen Tagen mit den Geschenken – am Tag der Katze (8. August) etwa oder dem des Bauern (1. Juni) oder Sparens (31. Oktober). Dem Tier könnte man einen Kratzbaum hinstellen, dem Landwirt eine Melkmaschine und der Sparer bekäme gar nichts; dafür müsste er ja wohl Verständnis haben.

Heute am Valentinstag ist es schwieriger: Liebende sind eine heikle Klientel, anspruchsvoll und leicht zu kränken. Mit nichts geben sie sich nicht zufrieden, und vieles andere, vom Blumenstrauß bis zum Kerzenlichtdinner, war schon zu oft da. Deshalb hier nun einige Vorschläge für Geschenke und Unternehmungen – garantiert beziehungsdienlich und noch kurzfristig zu haben.

Da wäre zum Beispiel eine gemeinsame Tandemfahrt – schon 1890 in dem Büchlein „Fahrrad und Radfahrer“ angepriesen: Nichts sei angenehmer, „als sich mit einem Gefährten oder einer Gefährtin auf ein und derselben Maschine zu ergehen“, heißt es da. „Ungemein wird der Reiz einer solchen Fahrt erhöht, wenn zwischen zwei Fahrenden verschiedenen Geschlechts zarte Beziehungen bestehen.“ So sieht das auch Tom Heppner, der bei Zentralrad in Kreuzberg arbeitet: „Eine Tandemfahrt ist die perfekte Paarunternehmung.“ Und darüber hinaus das Sinnbild einer jeden Beziehung, denn zum Ziel kommen Vorder- und Hintermann – im Tandemjargon Kapitän und Stoker – nur, wenn sie vereint in die Pedale treten. Ganz nebenbei werden Fertigkeiten geschult, die in jedem Einmaleins der Liebe zu finden sind. Zum Beispiel Kommunikation: „Erfolgreiche Tandempartner zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich gut miteinander absprechen“, sagt Heppner. So müsse der Kapitän, dessen Aufgaben neben Treten auch Lenken und Bremsen sind, dem Stoker, der nur tritt, mitteilen, wann er zu stoppen gedenke, damit dieser nicht trotzdem weiterstrample. Das Nonplusultra ist für Heppner der Synchrontritt. „Wenn der gemeinsame Rhythmus stimmt, läuft alles rund.“ Aus dem Tritt kommt man vielleicht, wenn man durch ungewöhnliche Erscheinungen in der Umgebung abgelenkt ist. Am Valentinstag könnten das großformatige Liebesbekundungen sein, auf einem Transparent etwa, das am Wegesrand flattert. Doch vor die öffentliche Liebeserklärung hat Deutschland die Bürokratie gesetzt: „Wildes Plakatieren ist hierzulande verboten“, so die Aussage der Polizei-Pressestelle. Zunächst müsse man in Erfahrung bringen, wem die Fläche gehöre, die man nutzen wolle.

Wenn man beispielsweise plant, ein mit Herzen bemaltes Laken zwischen zwei Bäumen aufzuhängen, muss man erst die Genehmigung des bezirklichen Grünflächenamts einholen. Und die wird in aller Regel nicht erteilt, sagt Klaus Burkhard vom Amt in Spandau: „Wenn es Menschen mit einem stürmischen Herzen trotzdem tun, nehmen sie in Kauf, eine Ordnungswidrigkeit zu begehen.“

Eine solche ist streng genommen auch eine Liebeserklärung in Kreide auf dem Gehweg; hier muss man erst einen Antrag beim Tiefbauamt stellen – auf Sondernutzung von Straßenland. Am einfachsten ist es deshalb vielleicht, einen Kuchen zu backen, ihn zu der Familie gegenüber zu tragen, nett zu lächeln und die Liebesbotschaft dann aus ihrem Fenster zu hängen.

Eine andere Art der Beziehungspflege zum Valentinstag bieten einige Berliner Kirchen an – mit Segnungsgottesdiensten für Paare. In St. Joseph im Wedding berichten zunächst zwei Paare von ihrer Liebe: ein junges, das sich frisch gefunden hat, und ein älteres, das schon über zwanzig Jahre zusammen ist. Auf den Stufen zum Altar wird ein rotes Seil in Form eines Herzens drapiert sein, in das die Anwesenden ein Teelicht stellen können – mit einem Wunsch für ihre Beziehung versehen. Anschließend können sie sich vom Pater segnen lassen. Im Berliner Dom wird ein Prediger aus dem Hohelied Salomos lesen. Und schon dessen Anfang klingt verheißungsvoll schön: „Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.“

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