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Berlin: Verliebte Jungs

Die Capitals siegen im Spitzenspiel der Eishockey-Regionalliga

Berlin. Das Nachspiel ist minimal komisch. Eine ehemalige Pornodarstellerin kurvt in der Deutschlandhalle über das Eis. Die Spieler der Capitals himmeln sie an und tanzen zum unvermeidlichen Ketchup-Song um sie herum. Die Spieler ziehen ihre Trikots aus, Michaela Schaffrath alias Gina Wild bleibt angezogen. Wenigstens eine Überraschung. Denn zuvor hatten wieder einmal die Capitals gewonnen.

Die Berliner und ihr Präsident Lorenz Funk ringen um Interesse, daher auch die Idee mit der Wild. Funk hat sich am Sonnabend vor dem Spitzenspiel in der Regionalliga Ost gegen die Saale-Teufel Halle viel einfallen lassen. Frau Schaffrath ist da, weil sie ein koffeinhaltiges Getränk eines Sponsors bewerben soll, das Büffet im Vip-Raum ist opulent, und zwischendurch hat der omnipräsente Präsident immer noch Zeit für ein Schwätzchen mit den Fans. Immerhin 3000 Besucher sind gekommen, die sollen sich wohl fühlen. Das fällt nicht schwer, denn es gibt ein amüsantes und unterhaltsames Eishockey-Spiel.

Zweieinhalb Stunden dauert es, bis die Capitals mit 3:2 gewonnen haben. Zwischen den drei Berliner Toren von Pavel Gross, Alexander Kanellopulos und Jan Schertz liegen drei Pausen. Denn als der Hallenser Guido Hiller mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe in die Kabine muss, fliegen aus dem mit 500 Fans aus Halle besetzten Block Glasflaschen aufs Eis, das schließlich aufbereitet werden muss. „Das waren zwei Flachmänner. Daran waren Fans der Eisbären Schuld, die haben sich eingeschmuggelt“, glaubt Funk. Die Feindbilder sind in die vierte Liga mitgewandert. Was soll es schon, der Flaschenwurf ist nur ein kleiner Makel beim Spiel gegen Halle, ansonsten herrscht Schunkelstimmung auf den Rängen.

Ausgelassener geht es zu als damals bei den Capitals in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Stadionsprecher Detlev Minter hat den Abstieg seines Klubs aus der ersten in die vierte Liga mitgemacht, ist bei den Capitals nicht wegzudenken. „Eine Kultliga ist das hier“, findet Minter.

Kultig und mitunter gruftig, denn die Saale-Teufel sind sogar mit einem ehemaligen Weltmeister angetreten. Einst schockte Petr Rosol mit unter seinem Helm hervorquellender, wallender Lockenpracht seine Gegner mit schnellem Antritt, in Berlin beweist der Tscheche, dass sich ohne übermäßigen Bewegungsaufwand und ohne lange Mähne mit 38 Jahren in der Regionalliga Geld verdienen lässt. Die laufwilligeren Berliner kontrollieren den Standhockey-Star und seine überwiegend erfahrenen Nebenleute. Und so geht der Sieg der Capitals in Ordnung.

Die Berliner bleiben ungeschlagen Tabellenführer. Auch wenn es den Trainer der Capitals wenig interessiert. „Ernst wird es für uns erst ab Januar in der Aufstiegsrunde, dann kommen die starken Gegner aus Wilhelmshaven, Adendorf und Timmendorf“, sagt Andreas Brockmann. So ist das halt im Jahr eins nach der DEL, da kommt die Konkurrenz aus Adendorf und nicht aus Düsseldorf. Trotzdem, weniger interessant als früher geht es bei den Capitals nicht zu. Ob nun die wild tanzende Frau Schaffrath jedem gefallen hat oder nicht – gegen Halle gab es genug zu sehen.

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