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Vermeidungskonzepte: Veranstalter sollen weniger Müll machen

Berliner Umweltschützer wollen die Müllmassen auf Großveranstaltungen nicht mehr hinnehmen. Die Grünen Liga will maßgeschneiderte Müllkonzepte für die Feste entwerfen, die dann Vorbild für andere Veranstalter sein können.

Plastikbecherberge, verklebte Wurstpappen, überquellende Mülleimer. Was übrig bleibt von Großereignissen wie Karneval der Kulturen, Berlin-Marathon oder Silvester am Brandenburger Tor, summiert sich auf ein 1600 Tonnen schweres Ekelpaket. So viel Müll wird jedes Jahr nach Großveranstaltungen von Straßen und Grünflächen gesammelt, haben Recherchen der Grünen Liga ergeben. Allein beim Marathon seien es im vergangenen Jahr 40 Tonnen gewesen.

Das wollen die Umweltschützer nicht länger hinnehmen. Seit April läuft ein Pilotprojekt der Grünen Liga zur Vermeidung von Müll auf Berliner Großveranstaltungen. Das Projekt wird mit 90 000 Euro von der Berliner Stadtreinigung gefördert. Ziel ist, für ein Dutzend Großveranstaltungen und Straßenfeste maßgeschneiderte Müllkonzepte zu entwerfen, die dann Vorbild für andere Veranstalter sein können. 90 Prozent des üblichen Abfallaufkommens könnten durch intelligentes Management vermieden werden, sagte Grüne-Liga-Chef Stefan Richter. Beim Umweltfestival der Liga mit 100 000 Besuchern seien nur ein paar Säcke Restmüll übrig geblieben.

Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) unterstützt das Projekt. „Es ist ein Wertewandel bei den Veranstaltern nötig.“ Der Wertewandel ist eigentlich eine Rückbesinnung, denn in den 90er Jahren waren Mehrweg und Mülltrennung bei Veranstaltern und Händlern viel besser verankert als heute. Weil aber inzwischen viel mehr Leute zu den Veranstaltungen kommen und eine „To-go-Mentalität“ verbreitet sei, hätten viele Händler das Thema Umwelt langsam aus dem Fokus verloren.

Lompscher und Richter kritisierten auch eine laxe Handhabung der bestehenden Vorschriften zur Müllvermeidung. Sechs Bezirke würden gar keine Müllvermeidungsauflagen erteilen, wenn sie Straßenfeste genehmigen, darunter Charlottenburg-Wilmersdorf, erklärte Richter. Auflagen konsequent durchsetzen und kontrollieren würde nur Spandau.

Marc Schulte (SPD), Wirtschaftsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, bestätigte grundsätzlich die Angaben der Grünen Liga. Vorgeschrieben werde nur noch die „Verwendung hygienisch einwandfreier Behältnisse“. In der Vergangenheit habe es Probleme mit nicht korrekt gespültem Mehrweggeschirr gegeben. Außerdem erteile die Polizei gelegentlich Auflagen, kein Glas zu verwenden. Die neue Initiative zur Müllvermeidung will Schulte aber zum Anlass nehmen, die Vorschriften „zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen“.

Problematisch in Sachen Müll sind laut Grüne Liga auch viele illegale Händler, die an allen Auflagen vorbei Getränke aus dem Aldi-Sortiment vertreiben. T. Loy

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