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Berlin: Vermisstes Mädchen: "Das ging an die Nieren"

Kein Großaufgebot der Polizei und auch keine Spürhunde mehr - im Siedlungsgebiet zwischen Marzahner Chaussee und Klüsserather Weg zog gestern wieder Normalität ein. Fast jedenfalls, nur vor dem Einfamilienhaus der Familie Wendt warteten den ganzen Tag lang Journalisten.

Kein Großaufgebot der Polizei und auch keine Spürhunde mehr - im Siedlungsgebiet zwischen Marzahner Chaussee und Klüsserather Weg zog gestern wieder Normalität ein. Fast jedenfalls, nur vor dem Einfamilienhaus der Familie Wendt warteten den ganzen Tag lang Journalisten. Und zwei Polizeibeamte "standen Wache" vor der Tür. "Gott sei Dank nun wird es wieder ruhiger", atmete ein älterer Nachbar erleichtert auf. Und er fügte hinzu: "Wir sind alle heil froh, dass die kleine Sophia wieder da ist."

So richtig daran geglaubt hat wohl niemand mehr. "Aber wir haben es gehofft", freute sich Margot Hohm, die die Familie Wendt durch ihre Spaziergänge kennt. "Das sind wirklich nette, ordentliche Leute", meinte sie. Und Sophia sei ein zuvorkommendes Mädchen. Frau Hohm und ihr Mann Horst sind davon überzeugt, dass die Kleine entführt wurde. "Bei den kalten Temperaturen kann sie doch nicht tagelang irgendwo draußen gehockt haben", sagen sie. Aber das werde ja jetzt alles von der Polizei aufgeklärt. Doch hoffentlich sei dem Mädchen keine körperliche oder seelische Gewalt angetan worden.

Auch Lothar West, dem der kleine Laden an der Marzahner Chaussee gehört, in dem die Neunjährige noch am vergangenen Donnerstag vor ihrem Verschwinden ein paar Lutscher kaufte, ist überglücklich. "Die ganze Sache ging mir wirklich an die Nieren", gibt der Marzahner zu. Und er konnte es erst gar nicht glauben, als ihm am Morgen ein Polizeibeamter die "gute Nachricht" überbrachte. "Ich habe dann sofort das Radio angemacht, um mehr Informationen zu erhalten", erzählt er. In seinem Geschäft gab es praktisch in den letzten Tagen nur ein Gesprächsthema: Sophia Wendt. Auch viele Autofahrer hielten an, um sich das Foto der Kleinen im Schaufenster anzuschauen. Doch gestern konnte der Ladenbesitzer die "vorübergehende Dekoration" wieder entfernen. Die meisten Kunden teilten mit ihm die Freude über das Auffinden der Neunjährigen.

"Wir sind hier im Gebiet in den letzten vier Tagen irgendwie zusammengewachsen", beschreibt er seine Gefühle. Auch sein Nachbar Wolfgang Kind, Inhaber eines Radio- und Fernsehgeschäftes, zeigte sich erleichtert. "Hier war die Hölle los", sagt er nur kurz.

Gemischte Gefühle äußerte allerdings eine junge Frau. Selbstverständlich freue sie sich über das Auftauchen des Mädchens. Aber sie habe auch Angst. "Ich kann doch jetzt meine siebenjährige Tochter nie mehr allein aus dem Haus lassen", befürchtet sie. "Nicht verrückt machen lassen" wollen sich dagegen vier Kinder aus der Grundschule an der Gensinger Straße. "Wir treffen uns jetzt immer früh und laufen gemeinsam zur Schule", berichtet eine Zehnjährige. Nachmittags werden sie dann von Eltern oder Geschwistern abgeholt.

bey

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