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Vernachlässigte Kinder: Jugendamt setzt auf die Mutter

Im Fall der vier Geschwister, die monatelang allein in einer vermüllten Wohnung in Berlin-Pankow gelebt hatten, schließt das Jugendamt eine Familienzusammenführung nicht aus. Die Mutter bestreitet mittlerweile, ihre Kinder vernachlässigt zu haben.

Berlin - Wichtig sei vor allem, dass die Kinder zusammenbleiben, sagte ein Mitarbeiter des Bezirksamtes Pankow der "Berliner Morgenpost". "Würde das Amt die Vormundschaft übernehmen, wäre es schwierig, eine Pflegefamilie zu finden, die alle vier aufnimmt. Dann bliebe nur noch eine Trennung der Geschwister oder die gemeinsame Unterbringung in einem Heim." Die Polizei ermittelt gegen die Frau wegen des Verdachts der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht.

Der Deutsche Kinderschutzbund hat sich ebenfalls dafür ausgesprochen, die Kinder in die Obhut der Mutter zurückkehren zu lassen. Die Familie müsste dann allerdings Unterstützung von Sozialarbeitern und Jugendamt bekommen. "Man darf sie auf keinen Fall wieder allein lassen mit den Kindern," sagte eine Sprecherin.

Die Mutter, die ihre Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren mehrere Monate weitgehend allein gelassen hatte, war für Montag vom Jugendamt vorgeladen. Dabei solle geklärt werden, ob die 46-Jährige kooperationsbereit sei und die Situation im Interesse der Kinder ändern wolle, kündigte die Behörde an. Ein erstes Treffen zwischen einem Sozialarbeiter und der Mutter gab es bereits am Freitag.

"Ich liebe sie doch"

Als Grund für ihr Verhalten gab die Mutter Überforderung an. Der Vater der Kinder habe sie mit einem Berg von Schulden sitzen lassen. "Ich war am Boden zerstört", sagte sie dem "Berliner Kurier". Wegen der Kinder habe sie bereits Ende der 90er Jahre ihren Job als Kindergärtnerin verloren. "Ich habe versucht, alles für meine Vier zu tun. Ich liebe sie doch", betonte die Frau, die seit dem Sommer vergangenen Jahres bei ihrem neuen Freund lebt.

Eine Vernachlässigung ihrer Kinder bestreitet die Mutter. "Ich habe meine Kinder zwei- bis dreimal die Woche besucht und auch versorgt". Außerdem habe sie die beiden Mädchen und zwei Jungen "nie geschlagen, und verwahrlost waren sie auch nicht". Die Familie lebt von "Hartz IV". Die Mittel waren der Frau der Zeitung zufolge aber gekürzt worden, weil sie Termine nicht wahrgenommen habe. Zudem habe der Hausbesitzer eine Räumungsklage angedroht.

Die Polizei untersuche derzeit, "wie lange die Kinder auf sich allein gestellt waren, wie oft und in welchen Zeitabständen die Mutter nach ihnen gesehen hat, welche Unterstützung von ihr kam", sagte ein Ermittler der "Berliner Morgenpost". Dazu würden auch Lehrer, Mitschüler der Kinder und Nachbarn befragt. (tso/ddp/dpa)

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