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Berlin: Versager mit Feigenblatt

Im Comedy-Stück „Triple Espresso“ im Admiralspalast Studio geht es um’s gekonnte Scheitern

Das Kindergeburtstagsspiel „Reise nach Jerusalem“ ist nichts dagegen: „bumms schalalalala bumms“, brüllen die drei Männer immer wieder. Es klingt verzweifelt und schief. Passend zu ihren verzerrten Gesichtern. Langsam bewegen sie sich rhythmisch über die Bühne des Admiralspalast Studios. Dabei halten sie sich gelbe Löschblätter vor Brust und Schritt. Wie schamhafte Zentralbanken in einer Boulevardzeitung.

„Wir sind nackig und wir tanzen“, so hatte Komiker Detlef Winterberg die finale Nummer des Comedy-Theaterstücks „Triple Espresso“ angekündigt. Wie seine beiden Kollegen Michael Seins und Bert Rex behält er zwar Hemd und Hose lieber an, sie fühlen sich aber anscheinend trotzdem nackt – bis auf die rechteckigen Feigenblätter. Dumm nur, dass nach jedem „bumms schalalalala bumms“ plötzlich eins fehlt. Meistens bei David Winterberg. Doch der weiß sich zu helfen: Da reißt man das Blatt eben immer wieder durch – bis die Schnipsel irgendwann zu klein sind und nur noch dafür ausreichen, sich die Augen zuzuhalten: Wenn ich euch nicht sehe, seht ihr mich auch nicht.

„Drei Looser in der Show ihres Lebens“ – ist der Untertitel des Stücks. Die Handlung: Vor 15 Jahren waren die drei das erste Ost-West-Comedy-Trio nach der Wende. Jetzt treffen sie sich nach langer Zeit wieder in ihrem Stammcafé Triple Espresso und erinnern sich gemeinsam an die größten Peinlichkeiten und Flops ihrer seltsamen Karrieren. Dabei kommt es immer wieder zum Crash zwischen den „Ossis“ (Seins und Rex) und dem „Wessi“ (Winterberg).

Ursprünglich stammt das Stück aus Amerika. Dort lief es zehn Jahre lang erfolgreich in verschiedenen Städten. Der Kabarettist Karsten Kaie („Cadenza“) holte es nach Deutschland, schrieb es passend für die drei Komiker um und führt Regie. Gemeinsam fuhren sie nach Minneapolis, um dort mit den „Originalkomikern“ zu proben.

Für die drei Comedians ist es die erste Theaterrolle. Kein Grund für übertriebene Bescheidenheit. „Die Show bekommen normale Schauspieler doch gar nicht hin“, sagt Seins. Was also können sie besser? „Klavierspielen, Jonglieren, Zaubern“, sagt Rex mit Nachdruck. Der kleine Mann aus Thüringen, der ein bisschen wie das Klischee eines Buchhalters wirkt, war als zaubernder Kabarettist schon in vielen Varietés zu sehen. Der (Ost-)Berliner Seins ist auch noch Pianist und Sänger, der (West-)Berliner Winterberg mit den knautschigen Grimassen Akrobat und Tänzer. Und wie sieht es privat mit dem Ost-West-Konflikt aus? Geht der manchmal in der Garderobe weiter? Bei dieser Frage wird der Bert Rex fast ein bisschen wütend. In seinem leichten thüringischen Dialekt sagt er: „Von Ossi und Wessi habe ich so die Schnauze voll. Ich finde, man sollte jetzt mal Norwid und Süd machen.“

Voraufführung am 23. Januar, Premiere am 24., danach zehn Vorstellungen bis zum 4. März, alle 20 Uhr, Karten ab 12 Euro unter Tel. 47997499

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