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Start. Die Unterschriftensammlung fürs BER-Nachtflugverbot hat begonnen.

© dapd

Verschobene BER-Eröffnung: Mehr Krach am Himmel über Tegel

Am Flughafen Tegel wird es jetzt auch nachts mehr Flüge geben. Die Tegeler Fluglärmkommission hat – nach einer kontroversen Diskussion – am Dienstag grundsätzlich akzeptiert, auch Flüge nach 23 Uhr zuzulassen.

Dabei wird es weniger Flüge geben als zunächst beantragt worden war. Kritik gab es dagegen an den beantragten Frühflügen. Damit hat die Fluglärmkommission (FLK) die Haltung der Luftfahrtbehörde übernommen. Diese will in dieser Woche entscheiden, ob es Ausnahmen vom bisherigen Nachtflugverbot gibt. Zu erwarten ist, dass die Luftfahrtbehörde nach dem Votum der Fluglärmkommission die abendlichen Flüge genehmigen, am frühen Morgen aber in den meisten Fällen die Starterlaubnis versagen wird – zumal ein erheblicher Teil dieser beantragten Flüge sonntags stattfinden soll.

Tegel muss nach dem Verschieben des Eröffnungstermins für den Flughafen Berlin-Brandenburg einen Großteil des dort vorgesehenen Flugverkehrs übernehmen. Vor allem Air Berlin und die Lufthansa wollen ihr Programm erweitern und haben deshalb bis zum 17. März, dem jetzt genannten Inbetriebnahmetermin für den neuen Flughafen, rund 150 Flüge in der bisher als flugfrei deklarierten Zeit in Tegel beantragt. Nur so sei das vorgesehene Flugangebot möglich. Jetzt will die Lufthansa nur noch bis Ende Juni Ausnahmen haben, danach sollen ihre vier wöchentlichen Spätflüge innerhalb der regulären Flugzeiten stattfinden. Air Berlin will die Ausnahmen bis Ende Oktober beanspruchen, so dass jetzt Ausnahmen für knapp 80 Flüge, vor allem nach 23 Uhr, beantragt sind. In Tegel darf derzeit bis 23 Uhr und von 6 Uhr an geflogen werden; am neuen BER-Flughafen dagegen herrscht nur von 0 Uhr bis 5 Uhr weitgehend Ruhe am Himmel. Eine Unterschriftensammlung für ein umfassendes Flugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr hat, wie berichtet, am Dienstag begonnen.

Die nächtlichen Zusatzflüge in Tegel sollen sich nach Plan auf die Zeit bis etwa 23.15 Uhr beschränken. Damit konnten sich die meisten Mitglieder der Fluglärmkommission abfinden, sagten Teilnehmer. Diese Regelung habe man aber nur „zur Kenntnis genommen“, zugestimmt habe man nicht.

Frühe Starts will die Kommission nicht mittragen.

Eindeutig ist die Haltung der Kommission bei den 30 geplanten frühen Starts, wo die erste Maschine bereits um 5.20 Uhr zum Start rollen soll. Dies will die FLK nicht mittragen. Die Fluggesellschaften wollen zum Teil so früh abheben, weil sie nur dann ihren auf den gesamten Tag und auch die ersten Nachtstunden angelegten Flugplan mit möglichst vielen Starts und Landungen an unterschiedlichen Zielen einhalten können. Müssen die Flugzeuge länger am Boden bleiben, könnten Flüge ausfallen. Nach Tagesspiegel-Informationen wird die Luftfahrtbehörde auch deshalb einige der frühen Flüge genehmigen. Die Kommission kann nur Empfehlungen abgeben.

Wie in Pankow die Bewohner dem Ende des Flughafens Tegel entgegenfiebern:

Zunächst soll es die nächtliche Freigabe nur bis Mitte August geben, sagte Daniela Augenstein, die Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, zu der die Luftfahrtbehörde gehört. Nach dem Auswerten des Sommerflugplans mit besonders vielen Flügen werde man dann entscheiden, wie es im Herbst weitergeht. Dem Vernehmen nach sind einige Anträge bereits zurückgezogen worden.

Geprüft wird dabei jeder einzelne Flug. Pauschale Genehmigungen für planmäßige Flüge nach 23 Uhr gibt es nicht. Dafür wäre ein neues und aufwendiges Verfahren erforderlich. Aber auch die Einzelgenehmigungen sind juristisch umstritten, weil sie Flüge nach Plan ermöglichen. In Tegel dürfen bisher nach 23 Uhr nur Maschinen landen, die sich verspätet haben. Dafür gibt es eine generelle Ausnahmegenehmigung. Bei Flügen, die wegen einer Verspätung nur eine Landung nach 0 Uhr zulassen, muss jedes Mal eine Extragenehmigung beantragt werden.

Bilder von den Protesten gegen die geplanten Flugrouten:

Der Regierende Bürgermeister und Chef des Flughafen-Aufsichtsrats, Klaus Wowereit (SPD), wird am 6. Juni im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zu den drohenden Mehrkosten für den Flughafenbau in öffentlicher Sitzung Stellung nehmen.

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