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Berlin: Versicherer nehmen Polizei Unfälle ab

In die Diskussion um die Entlastung der Polizei von Bagatellunfällen hat sich jetzt auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.

In die Diskussion um die Entlastung der Polizei von Bagatellunfällen hat sich jetzt auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GdV) eingeschaltet. Er verweist auf die bundesweit gültige, gebührenfreie Telefonnummer (0800 66 83 66 3), über die schon jetzt per Mobiltelefon vom Unfallort aus die Regulierung eines Schadens in die Wege geleitet werden kann. Gleichzeitig biete das Call-Center, wo Mitarbeiter die Schadensmeldungen aufnehmen, eine Reihe von Serviceleistungen, sagte Siegfried Brockmann vom GdV. Nicht nur, dass der Unfallablauf protokolliert werde, im Notfall würden auch die Polizei und Feuerwehr verständigt, Abschleppwagen geordert und vor allem Kontakt mit der Versicherung aufgenommen, um die Regulierung des Schadens in die Wege zu leiten.

"Notfon D" nennt sich diese Einrichtung, die aus dem Zentralruf der Versicherungen hervorgegangen ist. Langfristig wolle man erreichen, dass zum Unfallort gerufene Polizeibeamte die Rufnummer von "Notfon D" an die Unfallbeteiligten weitergeben, wenn die Beamten merken, dass es sich um einen Bagatellunfall handelt. So sei gewährleistet, dass sie zwar ihre Ordnungswidrigkeitenanzeige schreiben und die Unfallbeteiligten auf Alkoholgenuss überprüfen könnten, von der Aufnahme des Unfalls selbst aber entlastet würden, sagte Brockmann.

Bisher hatte die Polizei argumentiert, dem Land gingen jährlich rund 10 Millionen Mark an Bußgeldern verloren, wenn private Unternehmen Unfälle protokollierten. Außerdem verlöre die Polizei die Möglichkeit, Straftaten wie Fahren ohne Fahrerlaubnis, fehlenden Versicherungsschutz und Zulassung oder Fahren unter Alkohol aufzudecken. In Berlin wurden nach Polizeiangaben im vergangenen Jahr 45 Prozent aller Promillesünder, die einen Unfall verursacht hatten, bei der Aufnahme von Bagatellunfällen entlarvt.

Der GdV wolle die Polizei nicht arbeitslos machen, sagte Brockmann. Aber schon jetzt würden 50 Prozent aller Blechschäden ohne die Polizei geregelt. Um einen Unfallverursacher zu ermitteln, seien die Beamten nicht nötig, sagte Brockmann. Durch interne Überprüfungen bei den Versicherungen könne sich beispielsweise der Verdacht ergeben, dass der Zusammenstoß bestellt war. Dann werde die Polizei ohnehin eingeschaltet. Ein Beamter am Unfallort könne dies nicht ohne weiteres erkennen.

Die Mitarbeiter im Call-Center von "Notfon D" können anhand des Fahrzeug-Kennzeichens über Computer sofort feststellen, wo das Auto versichert ist. Zugriff auf persönliche Daten haben sie nicht. Um sich die lange "Notfon D"-Nummer besser einprägen zu können, hat der GdV sie nach amerikanischem Vorbild in Buchstaben umgesetzt: Nach der Vorwahl 0800 für gebührenfreie Nummern muss der Buchstaben-Code "Notfon D" auf der Tastatur des Funktelefons gewählt werden.

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