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Berlin: Verstehen Sie Rammstein?

Werner Kimmig wurde einst von Kurt Felix zum TV geholt. Nun produziert er die „Echo“-Gala

Wenn am Samstagabend der Musikpreis „Echo“ verliehen wird, kann es durchaus sein, dass der Mann, der das Showspektakel produziert hat, keine Minute miterlebt. Kein Blick auf Mariah Carey, Anastacia oder Rammstein. Nichts. Stattdessen Runden um den Schauplatz der Gala, das Convention Center des Hotels Estrel in Neukölln. So war es jedenfalls auch einst bei „Verstehen Sie Spaß?“, Werner Kimmigs Erstling in Sachen Fernsehunterhaltung. In den gesamten zehn gemeinsamen Jahren mit Kurt Felix habe er die Sendung kein einziges Mal live miterlebt, sagt Kimmig. Aus Nervosität, aus Anspannung, aus Angst, es könne irgendetwas schief laufen. Während er davon erzählt, schüttelt er selbst ein bisschen ungläubig den Kopf und muss lachen.

Schief lief dann meistens doch nichts, jedenfalls nichts Großes. Aber wenn sich Werner Kimmig an die kleineren Zwischenfälle seiner im Laufe der letzten Jahre produzierten Sendungen erinnert, merkt man schnell, dass hier jemand seine Arbeit mit viel Leidenschaft, Hingabe und Aufopferung macht. Kimmig ist Perfektionist, ein Anpacker, ein Mann der Tat. Er will, dass bei der Planung, Organisation und Umsetzung seiner Veranstaltungen und Galas alles glatt läuft, und duldet dabei keine Unzulänglichkeiten, weder bei sich noch bei den 24 Mitarbeitern seiner Produktionsfirma.

Und so ist der Fernsehproduzent bei den Vorbereitungen für den „Echo“, Europas größem Musikpreis, seit Beginn der Woche auch persönlich zugegen. Um die Aufbauarbeiten zu überwachen, Absprachen mit dem Regisseur zu treffen, den Helfern letzte Anweisungen zu erteilen. Dabei gibt sich der 56-Jährige aus Oberkirch im Schwarzwald ganz bodenständig. „Ich sorge lediglich dafür, dass die Stimmung erhalten bleibt“, sagt er und wirft dabei einen zufriedenen Blick auf das kreative Durcheinander in den provisorisch hergerichteten Büroräumen in der ersten Etage des Hotels.

Zum Fernsehen sei er wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, sagt der gelernte Verlagskaufmann. Noch während seiner Tätigkeit als Werbeleiter beim Burda- Verlag knüpfte er erste Kontakte zur Showbranche, machte sich später mit einer Promotionagentur selbstständig und vermarktete Konzerte von Bruce Springsteen und den Rolling Stones. Dann lernte er Kurt Felix kennen. Der Entertainer hatte zwar ein Konzept für eine selbst produzierte Unterhaltungssendung für die ARD, kannte sich jedoch in kaufmännischen Dingen nicht aus. So taten sich die beiden zusammen, obwohl Kimmig „keine Ahnung vom Fernsehen“ hatte. Der Rest ist TV-Geschichte.

Seit 1980 zählt Werner Kimmig zu den wichtigsten Gala- und Veranstaltungsproduzenten des deutschen Fernsehens. Er hat die Verleihung des „Deutschen Fernsehpreises“ geleitet oder Sendungen für die „Krone der Volksmusik“ oder den „Deutsche Wissenspreis“ hergestellt. In den kommenden Monaten stehen auch schon wieder etliche Aufträge für die ARD und das ZDF an.

Zu Kimmigs persönlichen Höhepunkten zählt jedoch der „Bambi“ 2002 mit Michael Jackson. Nach der Sendung rief ihn der Star nachts auf dem Weg zum Flughafen aus seiner Limousine an, um sich persönlich für die angenehme Atmosphäre zu bedanken. Von der Deutschen Phono- Akademie, Ausloberin des „Echo“, erhielt Werner Kimmig im vergangenen Jahr den Preis in der Kategorie „Medienmann des Jahres“. Eine ungewöhnliche Erfahrung für jemanden, der sich ansonsten lieber im Hintergrund hält. Gefreut hat er sich dennoch: „Den Echo zu bekommen, ist noch schöner, als den Echo zu produzieren.“

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