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Verstorbene Patienten: Gab es weitere Morde an der Charité?

Nach der Verhaftung einer Krankenschwester wegen des Verdachts der Tötung von Patienten wird in weiteren Fällen ermittelt. Die Akten von 15 verstorbenen Patienten werden geprüft.

Berlin - Alle 15 verstorbenen Patienten wurden in den vergangenen zwei Jahren auch von der 54-Jährigen betreut, sagte Charité-Sprecherin Kerstin Endele. Zugleich kritisierte die Sprecherin Medienberichte, wonach mehr als 130 Todesfälle aus den vergangenen Jahren überprüft würden. Das sei falsch.

Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte die Übergabe von 15 Patientenakten zunächst nicht bestätigen. Wie der Sprecher der Berliner Ermittlungsbehörde, Michael Grunwald, sagte, hat sich die Krankenschwester mittlerweile zu ihren Motiven geäußert. Nähere Angaben zu den Beweggründen der Frau wollte er jedoch nicht machen.

Zwei Patienten mit Überdosis getötet?

Laut Staatsanwaltschaft hatte die Beschuldigte in einer ersten Vernehmung bereits den Ablauf des Geschehens eingeräumt. Gegen sie war bereits am Donnerstag Haftbefehl erlassen worden. Die Frau soll nach ersten Ermittlungen der Justiz auf einer kardiologischen Intensivstation des Universitätsklinikums Mitte August und Anfang Oktober zwei schwerkranke Patienten im Alter von 77 und 62 Jahren mit einer Medikamenten-Überdosis getötet haben. Die Charité hatte nach dem ersten konkreten Verdachtsmoment Anzeige bei der Polizei erstattet.

Grunwald zufolge werden die Leichname von zwei Patienten weiter untersucht. Wann die endgültigen Ergebnisse vorlägen, sei aber nicht abschätzbar. Mit der Obduktion des Leichnams in einem dritten Verdachtsfall war am Donnerstag begonnen worden. Die Untersuchung des Mitte August verstorbenen Patienten ist den Angaben zufolge nicht mehr möglich, da dieser inzwischen feuerbestattet wurde.

Hotline für besorgte Patienten

Laut Charité sind seit dem 1.Juni 2004 von den 2050 auf der Station behandelten Patienten 134 gestorben. Die jetzt unter Mordverdacht stehende Schwester war seit zehn Jahren in dem Universitätsklinikum tätig. Die Charité hat nach Aufdeckung des Falls für besorgte Patienten und Angehörige eine Telefon-Hotline geschaltet. Bis zum frühen Freitagnachmittag hätten sich zehn Personen gemeldet, sagte Klinik-Sprecherin Endele. Die Angehörigen der meisten Anrufer seien jedoch auf anderen Stationen der Charité gestorben.

In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Tötungsserien in Krankenhäusern oder Altenheimen, bei denen Krankenschwestern oder -pfleger mehrere Patienten umbrachten. Einer der spektakulärsten war der eines 27-Jährigen im bayerischen Sonthofen, dem die Tötung von 29 Menschen vorgeworfen wird. (tso/ddp)

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