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Berlin: Versuchter Auftragsmord?: Ladehemmung rettete 33-Jährigem das Leben

"Da habe ich wohl einen Fehler gemacht", sagte Hüseyin K. am Dienstag vor dem Landgericht zerknirscht, als ihm der Richter vorhielt, mit einer Maschinenpistole auf einen Mann geschossen zu haben.

"Da habe ich wohl einen Fehler gemacht", sagte Hüseyin K. am Dienstag vor dem Landgericht zerknirscht, als ihm der Richter vorhielt, mit einer Maschinenpistole auf einen Mann geschossen zu haben.

Auf diese eher verharmlosende Beschreibung des 39-jährigen Türken reagierte der Vorsitzende Richter Füllgraf mit Befremden. Schließlich wirft der Staatsanwaltschaft dem Angeklagten einen versuchten Auftragsmord vor.

"Einen Fehler?"

"Ja, einen Fehler. Denn wenn man mir tatsächlich den Auftrag gegeben hätte, den Mann umzubringen, hätte ich das auch gemacht", sagte Hüsyin K. und erklärte, er habe den Mann doch nur erschrecken wollen.

Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass das Opfer den Anschlag nur wegen einer Ladehemmung überlebt hatte. Neben dem Mordversuch ist Hüseyin K. angeklagt, gemeinsam mit dem 34-jährigen Bülent Y. am 24. April 1999 dieses Jahres einen Mann mit vorgehaltener Waffe von einer Wilmersdorfer Kneipe in die Moabiter Firma eines Landsmannes entführt zu haben. Der Firmeninhaber war Anfang April Opfer eines Raubüberfalls geworden. In den Geschäftsräumen sollen sie dem Gekidnappten gedroht haben, ihn in eine Kühlzelle zu sperren, wenn er nicht den Name des Täters nenne, der den Überfall ausgeführt habe. Nachdem es dem Mann gelungen war, mit einer ausgedachten Geschichte den gegen ihn gehegten Verdacht zu zerstreuen, sollen ihn die beiden Angeklagten nach Hause gefahren haben.

Am 22. März dieses Jahres, gegen 0.20 Uhr sollen die beiden Angeklagten dann einen anderen Mann unter dem Vorwand, ein Haus auszukundschaften, in das man später gemeinsam einbrechen wolle, in ein Waldstück im Grunewald gelockt haben. Dort angekommen, soll Hüseyin K. eine Maschinenpistole mit aufgesetztem Schalldämpfer unter der Jacke hervorgezogen und versucht haben, den Mann zu erschießen. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft konnte das Opfer nur deshalb entkommen, weil die Maschinenpistole Ladehemmungen hatte und sich eine Patrone verkeilte.

Hüseyin K. bestritt am Dienstag im Gericht, dass die Maschinenpistole eine Ladehemmung gehabt habe. Überhaupt habe er niemals vorgehabt, den Mann zu erschießen. Vielmehr habe er dem als Vergewaltiger bekannten Mann lediglich eine Lektion erteilen wollen.

Auf das Argument des Vorsitzenden Richters hin, dass der aufgesetzte Schalldämpfer eher auf andere Absichten hinweise, erwiderte Hüseyin K., dass er gar nicht gewusst habe, dass es sich bei dem Aufsatz um einen Schalldämpfer handelte. Er habe sich die Maschinenpistole zuvor von einem Freund ausgeliehen und kenne sich überhaupt nicht mit Waffen aus.

Polizisten hatten am Tatort ungezündete Patronen ohne Abdrücke des Schlagbolzens gefunden, die darauf hinwiesen, dass der Angeklagte die Ladehemmung beseitigt hatte, um schießen zu können.

Der Prozess wird am kommenden Donnerstag fortgesetzt.

Peter Murakami

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