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Berlin: Verwaltung will Kranke schlauer machen Senat plant Führer durch das Berliner Gesundheitswesen

Von Ingo Bach Wenn in Zeitschriften die hundert besten Zahnärzte gekürt werden oder die 50 schlechtesten Krankenhäuser, dann treibt das die Auflage in die Höhe, denn der Bedarf nach Informationen über das Gesundheitssystem ist enorm. Nun will auch die Senatsgesundheitsverwaltung die Qualität der Krankenversorgung in Berlin für Patienten transparenter machen.

Von Ingo Bach

Wenn in Zeitschriften die hundert besten Zahnärzte gekürt werden oder die 50 schlechtesten Krankenhäuser, dann treibt das die Auflage in die Höhe, denn der Bedarf nach Informationen über das Gesundheitssystem ist enorm. Nun will auch die Senatsgesundheitsverwaltung die Qualität der Krankenversorgung in Berlin für Patienten transparenter machen. „Der Info-Dschungel wird immer undurchdringlicher", sagte Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte- Sasse auf einer Veranstaltung der SPD zum Thema Patientenrechte. Seine Verwaltung arbeite deshalb an einem „Pfadfinder“, der spätestens Ende des Jahres im Internet stehen soll. Man werde dort Fragen beantworten wie: Welche Nebenwirkungen haben Arzneimittel? Wo bekommt man Informationen zu bestimmten Gesundheitsthemen? Und welche Rechte hat ein Patient? Das Ziel sei ein Portal, in dem die Hilfs- und Beratungsangebote der Stadt verknüpft sind. Denn schon jetzt verfüge Berlin über ein dichtes Netz an Hilfs- und Beratungsstellen für Patienten, sagte Schulte-Sasse. So beraten die Verbraucherzentralen zu Gesundheitsthemen, die Krankenkassen oder unabhängige Beratungsprojekte wie das „Berliner Forum Patienteninteressen". Die Angebote müssten nur koordiniert werden. „Bessere Patienten-Beratung muss also nicht zwangsläufig mehr Geld kosten", sagt Schulte-Sasse.

In der Tat ist die Hauptstadt hier weiter als manches andere Bundesland. So gibt es bereits seit 1986 in jedem Krankenhaus einen Patientenfürsprecher, der laut Landeskrankenhausgesetz „Anliegen und Beschwerden" von Patienten prüfen und vertreten soll. Theoretisch. Praktisch jedoch beklagen die Patientenfürsprecher selbst ihre mangelnden Kompetenzen. Sie sind ehrenamtlich tätig und werden von den Bezirksverordnetenversammlungen gewählt. Ihre Tätigkeit bleibt häufig auf der vermittelnden Ebene zwischen Patient und Krankenhaus stecken. Doch welcher Krankenhauspatient weiß schon, wo er sich beschweren kann, wenn er sich falsch oder ungenügend behandelt fühlt? Und diejenigen, denen die Fürsprecher auf die Finger schauen sollen, sind ebenfalls skeptisch. „Die legen einmal im Jahr ihre Berichte vor, aber wissen oft gar nicht, wie es im Krankenhaus wirklich aussieht", heißt es bei Vivantes. Die städtische Krankenhausgesellschaft setzt auf ein eigenes Beschwerdemanagement. Patientenklagen werden zentral ausgewertet. „Wo die Klagen berechtigt sind, da machen wir Druck“, heißt es aus der Vivantes-Chefetage.

Schlechter dran sind die Patienten, die einen niedergelassenen Arzt besuchen. Sie haben keine Fürsprecher und müssen sich mühsam ihr Recht bei den Standesvertretern erkämpfen. Und ebenso mühsam nach Informationen über die Qualität des Arztes suchen, in dessen Hände sie sich begeben müssen. Deshalb hat der Gesundheitsexperte der Hamburger Verbraucherberatung, Christoph Kranich, ein Modell der idealen Patientenvertretung entworfen. Er will unabhängige, hauptamtliche Patientenbeauftragte auf Landesebene, vergleichbar den Behinderten- oder Datenschutzbeauftragten, die politische Lobbyarbeit zugunsten der Patienten machen und Beschwerden nachgehen. Kranich: „Die Mediziner müssen endlich das begreifen, was die Industrie schon lange weiß: Beschwerden sind Perlen. Man kann sich teure Unternehmensberater sparen, wenn man die Klagen ernst nimmt."

Patienteninformationsnetz Berlin, Telefon 443 190 66, www.patienteninfo-berlin.de

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