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Berlin: Verzichten macht glücklich

Jeder fünfte Deutsche nimmt die Fastenzeit wichtig. Auch in Berlin entdecken immer mehr die Lust an der Buße. Was Pfarreien bieten

Fasten ist ansteckend. Wobei Fasten viel mehr ist als weniger zu essen oder nicht mehr zu rauchen. Man kann sich auch beschränken, indem man mit dem Fahrrad fährt statt mit dem Auto. Oder indem man in seinem Leben den Stress eingrenzt. Laut einer Forsa-Umfrage hat schon ein Fünftel der Deutschen die Lust am Fasten und Büßen entdeckt. Und Zukunftsforscher Matthias Horx hat nach der Lifestyle-, Wellness- und Fitness-Bewegung den neuen Trend „Lessness“ ausgemacht: Die Sehnsucht nach dem einfachen Leben. Mit dem heutigen Aschermittwoch ist es wieder so weit: Die vorösterliche Fastenzeit beginnt.

Auch in Berlin entdecken von Jahr zu Jahr mehr Menschen Fastenrituale – bei weitem nicht mehr nur traditionelle Kirchgänger, sagt Pfarrer Norbert Zakrzewski-Fischer von der evangelischen Danielgemeinde in Wilmersdorf. Ab heute bis Gründonnerstag immer am Mittwoch trifft sich in seiner Gemeinde eine Fastengruppe und tauscht Erfahrungen mit dem Verzichten aus.

In der Passionszeit zeigt sich offenbar erneut die wachsende Sehnsucht nach Spiritualität und Ritualen, wie sie auch zu Weihnachten immer mehr Berliner in die Kirchen treibt. So wie jene Anwältin, die in den Wochen vor Ostern auf bestimmte Dinge verzichtet und nun wissen möchte, „welche geistige Dimension dahinter steckt“.

Um diesem Bedürfnis nachzukommen, veranstaltet die Evangelische Kirche die Aktion „7 Wochen Ohne“. Vergangenes Jahr haben sich daran bundesweit zwei Millionen Menschen beteiligt. In Berlin machen außer der Danielgemeinde neun weitere evangelische Pfarreien bei der Aktion mit, ebenso die evangelische und die katholische Studentengemeinde. Man möge aber bitte das Fasten nicht mit Abnehmen verwechseln, heißt es bei der Evangelischen Kirche. Vielmehr gehe es darum, „innezuhalten, aufzuatmen und die Dinge neu anzugehen“. Jedem ist es dabei selbst überlassen, ob er auf Essen, Trinken oder Rauchen verzichtet, oder ob er durch tägliche Spaziergänge oder andere bewusste Auszeiten den Alltagstrott durchbricht und sich neu fragt, was wichtig ist im Leben.

Bei den Katholiken hat das Fasten eine noch ausgeprägtere Tradition. Etliche Pfarrer halten in den nächsten Wochen spezielle „Fastenpredigten“, etwa die Dominikaner in St. Paulus in Moabit. Wem das zu wenig ist, der wird vielleicht mit einer der vielen Fasten-Aktionen des Hilfswerks Misereor glücklich. Man kann sich etwa tägliche „Impuls-Botschaften“ aufs Handy schicken lassen, oder mit Internet-, oder Auto-Fasten sein Leben entschleunigen. clk

Infos unter www.7-wochen-ohne.de oder www.misereor.de, www.internetseelsorge.de und www.dominikaner-berlin.de

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