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Neu eingestellte Lehrer müssen oft monatelang warten, bis sie ihr erstes Gehalt überwiesen bekommen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Verzögerte Bezahlung: Berlins Junglehrer warten auf ihr Gehalt

Auch Monate nach Schulbeginn haben neu eingestellte Lehrer immer noch kein Geld erhalten. Betroffene bleiben auf Kosten für überzogene Konten sitzen. Der Grund für die Verzögerungen dürfte die Lehrer kaum trösten.

Neu eingestellte Lehrer in Berlin müssen oft mehrere Monate warten, bis sie nach dem Beginn des Schuljahres ihr erstes Gehalt bekommen – und das zum wiederholten Male. Grund ist nach Informationen des Tagesspiegels der Mitarbeitermangel in der zuständigen Personalstelle der Senatsbildungsverwaltung. „Die Sachbearbeiter haben uns gesagt, dass sie mit der Arbeit nicht hinterherkommen und zu wenige sind“, sagte eine junge Lehrerin, die namentlich nicht genannt werden will. Mehrere ihrer Kolleginnen, die in Berlin zu Beginn des Schuljahres mit befristeten Verträgen eingestellt worden waren, bestätigten dies. „Wir wurden Woche um Woche vertröstet, jetzt gehen die Sachbearbeiter gar nicht mehr ans Telefon“, sagte die Lehrerin.

Der Bildungssenat äußerte sich bis zum Abend nicht zu den Vorwürfen. Dagegen bestätigte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Beschwerden von Betroffenen. „Wir kennen das Problem, nur bislang ist es öffentlich kaum bekannt. Die Personalstelle ist zu dünn besetzt und damit nicht schnell genug“, sagte GEW-Sprecher Tom Erdmann. In jedem Jahr komme es bei der Auszahlung der Gehälter für neue Lehrer zu Verzögerungen, teilweise bis zu einem Vierteljahr. Dies treffe nicht nur frische und gut bezahlte Kräfte, die nach dem zweiten Staatsexamen an die Schulen gehen, sondern auch die Referendare, die für nur 1100 Euro im Monat unterrichten. Betroffene blieben auf den Kosten etwa für überzogene Konten und Dispokreditzinsen sitzen. Bislang habe sich niemand getraut, die Kosten von der Senatsbildungsverwaltung einzuklagen. „Die Verunsicherung ist groß“, sagte Erdmann. „Das ist eine schlechte Willkommenskultur gegenüber den neuen Lehrern.“

Die jetzt betroffenen Junglehrer erfuhren schon von ihrer Einstellung sehr kurzfristig. Im Frühjahr gaben sie ihre Bewerbung im Internet ab. „Wir haben erst drei Tage vor Schulbeginn überhaupt eine Rückmeldung erhalten und den Vertrag bekommen“, sagte die Lehrerin. Bislang sind sie und ihre Kolleginnen befristet eingestellt, um Unterrichtsausfall zu verhindern. „Bei den meisten besteht die Aussicht, dass die Verträge verlängert werden, weil krankgeschriebene Lehrer mit Burn-out nicht zurückkommen.“ Viele ihrer Kommilitonen seien aber in andere Bundesländer gegangen, weil sie dort besser bezahlt und behandelt würden.

In diesem Jahr gibt es nicht mehr neu eingestellte Lehrer als in den Vorjahren. Für das laufende Schuljahr sind es als Ausgleich für Pensionierungen und für den besonderen Bedarf in bestimmten Fächern rund 1170, das Einstellungskontingent für das Jahr 2011 lag bei 1182 Stellen. Aktuell ist die Gesamtzahl der Lehrerstellen trotz der sinkenden Schülerzahlen um etwa 50 auf insgesamt 26 430 gestiegen. Das sind nach Angaben von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mehr, als rein rechnerisch nötig wären, um den Bedarf abzudecken.

In Brandenburg, wo 450 Lehrer neu eingestellt wurden, gibt es dem Bildungsministerium zufolge kein Problem mit ausbleibenden Gehältern.

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