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Berlin: Vicky verstimmt

Die Schlagersängerin weist den Vorwurf zurück, die Avancen der CDU zur Eigenwerbung zu nutzen

Das Warten wird lang. „Bitte nimm mich so, wie ich bin“, singt Vicky Leandros, man würde sie gern zumindest beim Wort nehmen, aber das ist nur eine DVD-Konserve. Gut 20 Minuten zu spät kommt sie zur Pressekonferenz; offenbar waren ihre PR-Leute mit der Pressepräsenz noch nicht ganz einverstanden. Dann betritt sie das Podium – grauer Nadelstreifenblazer, graue Jeans, Perlenkette – und hört sich erst einmal an, wie ihr Lebenslauf verlesen wird. Aber auch danach ist nicht ganz klar, worum es überhaupt gehen soll: Vicky Leandros möchte gern über die Verlängerung ihrer Deutschland-Tournee ab März 2007 reden, aber in der Einladung stand, sie werde sich zu ihrer Absage äußern, als Kulturverantwortliche in Friedbert Pflügers Schattenkabinett einzutreten. Ja, sagt sie, dazu nehme sie natürlich auch Stellung. Geredet wird dann über nichts anderes – und als sie sich am Schluss erkundigt, was denn nun mit der Musik sei, reicht es gerade noch für eine Frage. Ja, sie werde demnächst auch ein paar Konzerte nur mit Pianobegleitung geben, Jacques Brel, Michel Legrand, Mort Shuman, solche Sachen.

Den allgemeinen Wissensstand über ihre Ablehnung, Kultursenatorin in Hamburg (2001) und eventuell Berlin zu werden, erweitert sie nicht merklich. Sie habe gerade einen Vertrag über 125 Konzerte abgeschlossen, sagt sie, und angesichts dieser Vertragsbindung sei eine Zusage nicht möglich gewesen, „wer bekommt in meinem Alter schon noch solche Angebote“? Zu der in CDU-Kreisen nicht ganz seltenen Ansicht, sie habe die Avancen der Politiker ausgenutzt, um selbst für ihre Tourneen Reklame zu machen, hat sie eine klare Haltung: „Das kann gar nicht sein“, sagt sie, schließlich sei ja sie angesprochen worden und nicht umgekehrt. Man könne sich eher denken, dass ihre Popularität für den Wahlkampf genutzt werden solle, nicht wahr? Mit Friedbert Pflüger habe die Absage nichts zu tun, denn den kenne sie als klugen, kompetenten Politiker.

Allerdings wird auch nicht richtig klar, wie die CDU überhaupt darauf gekommen ist, Vicky Leandros als Kulturpolitikerin einzusetzen. Sie habe sich bisher politisch nicht engagiert, sagt sie, jedenfalls nicht offen, „eher im Hintergrund“. Doch sie traue sich das zu, stehe politisch der CDU ebenso wie der FDP nahe, und ohnehin sei sie dafür, dass viel mehr Seiteneinsteiger in die Politik gehen, warum nicht auch „ein Bauer, ein Landwirt oder ein mittelständischer Unternehmer“? Dass sie angegriffen worden sei, bevor sie überhaupt ein Wort gesagt habe – das hat sie verstimmt. Sagt sie. Und ergänzt dann, was erfolgreiche Spätberufene eben so sagen, wenn die Politik sie einholt: Sie habe so viel Glück gehabt im Leben und so viel geschenkt bekommen, da sei sie gern bereit, etwas zurückzugeben.

Ach ja: Der Tournee-Vorverkauf hat begonnen: Telefon (0341) 9800098. bm

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