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Berlin: „Viele schreckt die Bürokratie“

Warum ausländische Firmen selten ausbilden

Herr Hey, wie kommt es, dass ausländische Unternehmer weniger ausbilden als deutsche?

In den Ursprungsländern vieler dieser Unternehmer gibt es kein duales Ausbildungssystem, also keine Verbindung zwischen Schule und Beruf wie bei uns. Die Unternehmer werden in Deutschland also mit einer ganz anderen Art der Ausbildung konfrontiert, deren Chancen die Unternehmer gar nicht einschätzen können. Zudem schreckt viele der bürokratische Aufwand bei der Schaffung eines Ausbildungsplatzes ab.

Welche Möglichkeiten gibt es denn, an ausländische Unternehmer heranzukommen?

Mit einfachen Informationsmaterialien erreicht man diese Unternehmer kaum. Daher muss man sie gezielt durch zweisprachige Mitarbeiter in ihrer Muttersprache ansprechen, selbst wenn sie Deutsch können. In ihrer eigenen Sprache ist es viel leichter, sie für Themen zu sensibilisieren und ihnen die Chancen zu erläutern, die die Schaffung eines Ausbildungsplatzes mit sich bringt.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, damit die Bereitschaft der Unternehmer zum Ausbilden wächst?

In Berlin soll voraussichtlich im Mai das so genannte Jobstarter-Projekt losgehen, das vom Bildungswerk Kreuzberg organisiert wird. Um den Unternehmern die Hemmschwelle zu nehmen, will ihnen das Bildungswerk den mit dem Ausbildungsplatz entstehenden Verwaltungsaufwand abnehmen. Ziel ist es, innerhalb von 20 Monaten 150 zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen.

Gibt es Erfahrungen mit ähnlichen Projekten?

Seit einem Jahr läuft das Staregio-Projekt im Raum Köln. In dieser Zeit haben wir 670 Unternehmer ansprechen können, davon haben 220 inzwischen Ausbildungsplätze zugesagt und etwa 130 Plätze wurden bereits geschaffen. Dabei haben wir im vergangenen Jahr die Erfahrung gemacht, dass bisher keiner dieser Unternehmer wusste, dass es auch für ihn diese Möglichkeit gibt. Wir müssen dieses Programm daher unbedingt fortführen.

Darf denn jetzt jedes ausländische Unternehmen ausbilden?

Wir sprechen keine Dönerbudenbesitzer oder Gemüsehändler an, weil wir wissen, dass die Strukturen dieser Läden selten für eine gute Ausbildung geeignet sind. Wenn sich aber ein Unternehmer bereit erklärt auszubilden, prüfen die IHK oder die Handwerkskammer, ob sich dieser Betrieb als Ausbilder eignet. Erst dann gibt es die Zusage.

Holger Hey ist stellvertretender Geschäftsführer und Leiter des Ausbildungsprojekts der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer.

Das Interview führte Yasmin El-Sharif

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