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Berlin: Vier heiße Tage, vier tolle Tage

Hunderttausende feierten in Kreuzberg Karneval der Kulturen bei bis zu 25 Grad

Andreas Freudenberg hatte sich ein bisschen Sonne gewünscht – bekommen hat der ChefOrganisator des Karnevals der Kulturen einen kleinen Hochsommer. Temperaturen bis 25 Grad genau an allen vier Tagen des Karnevals – das hat es seit Jahren nicht gegeben. Und so waren Sonnenhüte ein begehrter Schmuck beim Karnevalshöhepunkt, dem Umzug am Pfingstsonntag.

800000 Besucher schauten sich den kilometerlangen Zug quer durch Kreuzberg an; rechnet man die Gäste des Straßenfests hinzu, so kamen an den vier Tagen 1,7 Millionen Menschen. Diese Zahl nannten zumindest die Veranstalter. Demnach wären so viele dabei gewesen wie nie zuvor. An einigen Stellen an der Umzugsstrecke konnte man das allerdings kaum glauben. Dort schien die Polizeischätzung von 500000 Zuschauern für den Umzug realistischer zu sein. Trotzdem kamen Autofahrer auch an vielen nicht gesperrten Stellen nicht weiter, weil Karnevalsfans die Straßen blockierten. Geschätzt wurden die Besucherzahlen sowohl vom Veranstalter als auch von der Polizei straßenblockweise im Vorbeifahren.

Unter den Zuschauern war auch Klaus Wowereit, der gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Marieluise Beck, die Schirmherrschaft übernommen hatte. „Der Umzug spiegelt die kulturelle Vielfalt Berlins wider“, sagte der Regierende Bürgermeister. Der größte Teil der 4200 Akteure aus mehr als 100 Gruppen waren in Berlin lebende Ausländer. Um halb eins ging es los. Brasilianische Sambatänzerinnen, die zum Takt afrikanischer Trommler ihre Körper bewegten, DJs auf großen Lkw und Folkloregruppen zogen vom Hermannplatz bis zur Yorckstraße.

Bei dem Umzug gab es auch Ärger. Die chilenisch-deutsche Rockband „Chico Trujillo“ soll in einem ihrer spanischsprachigen Songs gesungen haben, dass sie sich über die Terroranschläge vom 11. September freuen. Das berichteten mehrere Zuschauer. Ein in Berlin lebender Spanier wollte sogar Anzeige erstatten. Karneval-Projektleiterin Anett Szabó nahm die Band in Schutz. Zwar seien die Musiker linksgerichtet, den Terrorismus unterstützen würden sie aber nicht. „Da hat jemand etwas falsch verstanden“, sagte sie. Die Mitglieder der Band selbst erklärten, sie fühlten sich missverstanden. Mehr wollten sie nicht dazu sagen.

Noch einmal richtig in Stimmung kamen die Umzugsteilnehmer am Montag. Mit einem Pokal und 750 Euro prämierte die Jury den Wagen des Neuköllner Jugendklubs „Manege“. Auf ihren Lkw hatten sie ein riesiges blaues Kamel mit einem Pharao gezimmert. jule/jmw

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