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Berlin: Vier Pferde vom Vater

Pferde, immer wieder Pferde. Mal jagen sie im Galopp über die Prärie, mal traben sie dahin.

Pferde, immer wieder Pferde. Mal jagen sie im Galopp über die Prärie, mal traben sie dahin. Pferde sind das Leben der Bildhauerin Veryl Goodnight, ihnen allein hat sie ihre Kunst geweiht. Das wurde ihr in die Wiege gelegt, stammt sie doch von dem texanischen Viehbaron Charles Goodnight ab. Regelmäßig lässt sie Kunstschüler an ihrer Begeisterung teilhaben, erst kürzlich veranstaltete sie einen Kursus in New Mexico. Eines der Referenzwerke, mit dem sie für die Teilnahme warb, steht in Berlin: „The Day the Wall Came Down“. Das an der Zehlendorfer Clayallee aufgestellte Werk hat zu dem Berlin-Besucher George W. Bush einen ohne weiteres als familiär zu bezeichnenden Bezug: George Bush, Vater des Präsidenten und bekanntlich früher selbst in dieser Position, hatte die Übergabe der Figuren mit seiner Anwesenheit beehrt. Das war am 2. Juli 1998, zum 50. Jahrestages der Luftbrücke.

Das Pferdedenkmal fand Bush sen. offenkundig gelungen, steht doch das Gegenstück der zehn Meter langen, dreieinhalb Meter hohen und über sieben Tonnen schweren Skulptur in der „George Bush Präsidentenbibliothek“ in Texas. Als Freiheitssymbol hatten Berlin immer vier Pferde genügt, doch bei einem „Geschenk des Volkes der Vereinigten Staaten von Amerika an das Deutsche Volk zur Erinnerung an den gemeinsamen Einsatz für Freiheit und Demokratie“ darf es auch schon mal eines mehr sein. Vier Stuten und ein Hengst setzen über die Mauerreste. In der Nacht, nachdem die Kunde vom Mauerfall in den Wilden Westen vorgedrungen war, hatte die Künstlerin von den in die Freiheit stürmenden Pferden geträumt. Die Überreste des Betonwalls hat sie ausnahmslos mit Freiheitsgraffiti geschmückt, was kunsthistorisch nicht ganz korrekt ist, sich aber gut macht: „Free, free, set them free“, „Vision“, „Art of Peace“, oder „Frieden für alles, was auf dieser Erde lebt“. Zwei Präsidentensprüche sind zitiert („Ich bin ein Berliner“ und „Tear down this wall“), auch dreier Mauertoter wird gedacht, wie Chris Gueffroy, der auf der Skulptur zu Christian Geuffroy wurde – auch das Todesdatum ist nicht korrekt. Aber im Wilden Westen kommt es darauf wohl nicht so an.Andreas Conrad

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