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Berlin: Vierzig Jahre Ruhe

Das christliche „Haus der Stille“ am Kleinen Wannsee feiert Jubiläum

Trauerweidenzweige streichen sacht über den Kleinen Wannsee. Majestätisch thront eine Blutbuche am Fuße der Böschung. Rosenduft umschmeichelt die Nase. Der Garten hinter dem „Haus der Stille“ ist eine Oase der Sinne.

„Viele gehetzte Großstädter vergleichen den Garten mit einem Paradies“, meint Pfarrer Matthias Schwarz, Leiter des Hauses. Die schlichte Villa sei ein Ort, der allen offen stehe, die ihr geistliches Leben vertiefen wollen. „Wer auf der Suche nach Gott und sich selbst ist, will sich eine Zeit lang in die Stille zurückziehen“, erzählt Schwarz. Träger des Meditations- und Einkehrhauses ist die regionale Evangelische Kirche – und das seit 1965. Zum 40-jährigen Jubiläum wird gerade eine Festwoche mit besonderen kontemplativen Aktionen veranstaltet.

An diesem Freitagabend, an dem das christliche Johannisfest gefeiert wird, soll Landesbischof Wolfgang Huber ab 17 Uhr über „Gestalten und Aufgaben evangelischer Spiritualität“ sprechen. Am Sonnabend gibt es ab 15 Uhr verschiedene Einführungs-Angebote: Zen-Meditation, Kontemplation und Pilgern mit Pfarrer Schwarz „quer durch den Düppeler Forst – bei jedem Wetter“.

Das Gelände des Gartens gehört zu dem Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Berliner Bankier Wilhelm Conrad entwickelten Konzept der „Colonie Alsen“ . Conrads Traum war eine ideale Verbindung von Architektur und Landschaft. Zusammen mit dem Gartenarchitekten Gustav Meyer, einem Schüler Peter Joseph Lennés, wurde die Grünanlage am Kleinen Wannsee verwirklicht. Das Gebäude des heutigen Haus der Stille wurde 1904 als Wohnhaus errichtet und gehörte bis Mitte der 30er Jahre einer jüdischen Familie. Nach Enteignung in der Zeit des Nationalsozialismus und Rückgabe nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal 1964 von der Evangelischen Kirche erworben.

Das Haus der Stille – nicht zu verwechseln mit dem „Raum der Stille“ am Pariser Platz – bietet auch außerhalb der Festwoche verschiedene Entspannungstechniken an. „Wir praktizieren hier unter anderem Yoga, Feldenkrais, Eutonie bis zu Familienaufstellungen“, erzählt Schwarz. Geht das nicht in Richtung Esoterik? „Esoterik ist ein breiter Begriff“, sagt Schwarz und lächelt mild. Natürlich gibt es wegen der Veranstaltungen immer wieder Konflikte mit Vertretern der herkömmlichen christlichen Lehre. „Unser Haus steht für die christliche Tradition der Mystik“, sagt Schwarz.

Mehr Informationen im Internet www.haus-der-stille.de

Alexander Schäfer

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