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Haus ohne Hüter. Die Eigentümer wollten Gutes tun, doch das geschieht nicht.

© Maike Edda Raack

Villa in der Schmarjestraße: Zehlendorfer Geisterhaus darf nicht verkauft werden

Das Landgericht hat entschieden, dass die an den Bezirk vererbte Immobilie nicht veräußert werden darf. Der letzte Wille der Erblasser dafür war ein Altenheim.

Von Fatina Keilani

Die Villa in der Schmarjestraße 14 in Zehlendorf darf nicht verkauft werden. Das beschloss das Landgericht am Freitag vergangener Woche per einstweiliger Verfügung; erwirkt hat es der Berliner Rechtsanwalt Roland Krause. Ihm gelang es, glaubhaft zu machen, dass das Land Berlin das Grundstück verkaufen will und dass damit die Vollziehung der Auflage des Testaments nicht mehr gewährleistet wäre. Das Veräußerungsverbot ließ er auch im Grundbuch eintragen. Der Landgerichtsbeschluss liegt dem Tagesspiegel vor. Er hat bei allen Beteiligten große Überraschung ausgelöst.

„Wir wussten davon nichts, und im Grunde ist es uns auch egal, denn wir wollen ja gar nicht, dass das Haus verkauft wird“, heißt es sinngemäß aus der Finanzverwaltung, gegen die sich der Beschluss richtet. Dort hält man sich für den falschen Adressaten: „Das Grundstück gehört zum Fachvermögen des Bezirks“, so die Finanzverwaltung. Rechtsmittel kann jetzt nur die Finanzverwaltung einlegen, doch die denkt nicht dran, sie hat ja keinen Anlass.

Anlass hätte wiederum der Bezirk Steglitz-Zehlendorf als Eigentümer der Immobilie: Bürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) beabsichtigt nach wie vor den Verkauf des Hauses und hat dementsprechend kein Interesse an einem Veräußerungsverbot, wie es nun erwirkt wurde. Sie kann aber keine Rechtsmittel einlegen. Eine sehr kuriose Situation in der an Seltsamkeiten reichen Geschichte der Immobilie. Ob sie die Finanzverwaltung darum bittet? „Wir prüfen noch“, teilte Richter-Kotowski mit.

Auflage der Erblasser: Gebäude soll Altenheim werden

Die Vorgeschichte zur Erinnerung: Ein den Künsten zugeneigtes Ehepaar, Elisabeth und Martin Mehnert, hatte dem Bezirk Steglitz seine Villa in der Schmarjestraße vererbt mit der Auflage, das Gebäude solle als Altenheim genutzt werden, am besten als Heimstatt für alternde Musiker. Frau Mehnert hatte selbst noch das Haus an eine Kita vermietet, deren Träger der Verein „Weg der Mitte“ war. Mit dem Verein überwarf sich der Bezirk im Verlauf und kündigte der Kita, ohne aber zu wissen, was dann mit dem Haus geschehen soll.

Seither steht das Haus leer, ein Wasserschaden minderte seinen Wert weiter. Dieser soll dem Vernehmen nach inzwischen behoben sein. Die Renovierungskosten wären mittlerweile dennoch so hoch, dass nicht mal der Senat das Haus übernehmen wollte, um darin ein soziales Projekt einzurichten – die Rede war von einem Frauenhaus. Das testamentarisch gewünschte Altersheim hält der Bezirk baurechtlich nicht für machbar – der Einbau von Fahrstühlen, die Schaffung nötiger Rettungswege, das sei in dem unter Denkmalschutz stehenden Haus nicht möglich. Der Bezirk will daher lieber den Verkaufserlös für eine soziale Einrichtung verwenden.

Rechtsanwalt Krause fühlt sich den Mehnerts und ihrem Erbe jedoch verbunden, denn seine Mutter Mechthild Krause war die Rechtsanwältin der Mehnerts bei der Abfassung des Testaments, und sein Großvater war als Notar ebenfalls bei den Angelegenheiten der Immobilie beteiligt. Sohn Krause handelt also aus alter Verbundenheit.

Wenn der Bezirk das Grundstück verkaufen will, müsste er dies über die BIM tun, die für alle Berliner Immobilien zuständig ist. In deren Portfolio ist das Grundstück jedenfalls laut BIM noch nicht angekommen.

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