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Berlin: Visionen haben kann jeder

Länderfusion, Künstlerförderung und viel Platz für Tiere: Berliner Bürger und ihre Ideen und Wünsche für die Hauptstadt

Weiter so, lautete das Credo der gestrigen Regierungserklärung des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit. Die Opposition vermisste dagegen neue Ideen. Wie es mit der Stadt weitergehen soll, mit dieser Frage beschäftigt sich auch der „Berlin-Kreis“, ein Zusammenschluss von Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern (siehe Artikel links). Ihre Ideen für die Hauptstadt stellte die Denkfabrik gestern im Bahntower am Potsdamer Platz vor. Viel Neues gab es dort allerdings nicht zu hören. Dabei gibt es durchaus viele Wünsche und konkrete Vorstellungen, was Berlin nötig hätte. Wir haben uns auf der Straße umgehört – und nach „Visionen für Berlin“ gefragt.

Joachim Rinke, 63, Rentner: „Mit der Stadt geht es abwärts. Berlin wurde verraten und verkauft, und es wird täglich schlimmer. Eine gute Idee wie die Fusion der Länder Berlin und Brandenburg wird zum Beispiel nicht umgesetzt. Vielleicht ist das aber auch verständlich. Wäre ich Brandenburger, hätte ich auch keine Lust, die Schulden der Stadt zu übernehmen.

Klaus-Dieter Brandt, 51, Diplom-Ingenieur: „Berlin sollte eine gerechtere Stadt werden. Damit meine ich keine simple Umverteilung von Reich nach Arm. Sondern dass alle, die etwas tun, dafür auch gerecht belohnt werden. Es kann nicht sein, dass die einen nur abkassieren und die, die sich engagieren und einsetzen, die Dummen sind.“

Marie-Christine Bender, 21, macht eine Freiwilliges Soziales Jahr: „Berlin sollte mehr Geld in die Förderung von lokalen Künstlern investieren. Da besteht dringender Bedarf an Unterstützung. Außerdem könnten sich die Berliner ein wenig mehr Mühe geben, freundlicher zu sein. Ich bin erst vor ein paar Monaten hergezogen, aber mir ist sofort aufgefallen, dass der Umgangston hier in der Stadt sehr schroff ist.“

Daniela Berold, 29, Kaufmännische Assistentin: „Gut für Berlins Zukunft wäre es, wenn endlich einmal das Verkehrschaos in den Griff zu kriegen wäre. Das nervt. Außerdem könnte die Stadt wesentlich kinderfreundlicher sein. Ich bin kürzlich Mutter geworden, und seitdem fällt mir erst auf, wie viele U-Bahnhöfe keine Fahrstühle haben oder wie eng manche Durchgänge sind. Auch für Rollstuhlfahrer muss das schrecklich anstrengend sein.“

Frank Tutzschke, 41, Jurist: „Berlin muss als Hauptstadt eine gewisse repräsentative Ausstrahlung haben. Es wäre schön, wenn auch der Rest von Deutschland das einsehen würde, und die Stadt deshalb mehr Unterstützung – auch finanzieller Natur – bekommen würde.“

Selina Balke, 7, Schülerin: „Ich wünsche mir für Berlin einen Park, in dem alle Tiere frei herumlaufen können.“

Klaus Zieger, 24, Krankenpfleger: „Berlin ist auch in angesagten Bezirken wie Friedrichshain ganz schön verkrampft. Die Leute sollten engagierter sein, mehr anpacken und mehr wagen. Wir brauchen wieder mehr WM-Stimmung.“Aufgezeichnet von Moritz Honert

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