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Berlin: Viva, Claudia!

Es geht ihr gut. Sie hat viel Energie, blickt nie zurück, treibt regelmäßig Sport.

Es geht ihr gut. Sie hat viel Energie, blickt nie zurück, treibt regelmäßig Sport. Lifting? Würde ihr nie einfallen, hat sie ja auch nicht nötig. Dank Energie, dank Gymnastik, dank Sport, dank Optimismus. Zehn Kilometer kann sie gehen, ohne müde zu werden. Und mit großen Regisseuren durfte sie arbeiten, den allergrößten, wie sie gerne betont. Viel Glück war auch dabei. Insgesamt ist sie dankbar. Und selbstverständlich bescheiden. Sie selbst ein Mythos? Nie käme sie auf den Gedanken, sich so zu sehen.

Erst die Arbeit und dann. Eine Pressekonferenz ist Pflicht, wenn man sich in Berlin einen Ehrenbären abholen will. Fünf Tage nach Robert Altman war gestern Claudia Cardinale dran, abends im International, wo man sie danach in Frederico Fellinis "8 1/2" bewundern konnte. Mario Adorf als Lobredner würdig wie gewohnt, die Preisträgerin ungemein fotogen, auch wie gewohnt. Nur, dass die Kandidatin für den Ehrenbären am Nachmittag alleine zum Moderator aufs Podium musste, war überaus sehr ungewohnt. Moritz de Hadeln hatte bei solchen Terminen immer Ehrenwache gespielt, Kosslick hielt das offenbar für entbehrlich.

Berlinale 2002 Online Spezial: Internationale Filmfestspiele Tagesspiegel: Alle Berichte, Reportagen, Rezensionen Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Ausschnitte aus den Wettbewerbsfilmen Nicht, dass Claudia Cardinale beim Rückblick auf ihr Leben Assistenz nötig hätte. Ein überaus erfülltes Leben, das sagt sie oft. Üblich sei eines pro Mensch, aber sei es nicht wunderbar, mehrere Leben zu leben? "Und ich habe mehr als 150 Leben gelebt, Prostituierte, romantische Frauen und traurige. Eine unwahrscheinliche Gelegenheit, solche Wechsel zu vollziehen." Dazu hatte sie "das Privileg, in den sechziger Jahren anzufangen." Das war die günstigste Zeit, gerade in Italien. Das heutige Kino? Zu viele special effects. "Darf ich rauchen?"

Bodyguards lehnt sie ab, will sich ganz normal unter den Leuten bewegen, denn die sind doch mein Publikum". Und, wie gesagt, ihre Energie. "Ich möchte nicht in der Vergangenheit leben und bin ständig in Bewegung." Zum Beispiel für die Unesco. Oder im Theater. Oder im Film. Erst im Sommer drehte sie mit Patricia Kaas und Jeromy Irons unter Claude Lelouch als Regisseur. Überhaupt ihre Regisseure: "Alles Meister. Sie waren es, die mich alles gelehrt haben."

Am Anfang stand zunächst mal der Zufall. Ihre Mutter wirkte bei einer Benefizveranstaltung mit, der half sie, wurde plötzlich auf die Bühne geschoben - und gekürt: das schönste italienische Mädchen in Tunesien. Damals ging sie dort, in ihrem Geburtsland, noch zur Schule. Bald tauchten Filmleute auf, darunter Omar Sharif, und drängten sie, vor die Kamera zu treten. Sechs Monate lang sagte sie nein, dann unterschrieb sie. Mit dabei: Marcello Mastroianni. Noch ein Kollege gefällig: David Niven, beim "Rosaroten Panther". Hielt sie für "die beste italienische Erfindung seit der Spaghetti".

Für Federico Fellini und Luchino Visconti arbeitete sie sogar gleichzeitig. Der eine wollte sie mit langem blondem Haar, der andere mit dunklem. Der eine improvisierte ohne Drehbuch, der andere probte alles exakt wie im Theater. Leiden konnten sich die beiden Meister damals überhaupt nicht.

Nachgelaufen ist sie Regisseuren nie. Man musste zu ihr kommen. Wirklich gestritten hat sie sich auch nie. "Ich versuche, die Menschen zu verstehen. Wenn es nicht klappt, gehe ich."

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