zum Hauptinhalt

Berlin: Vivantes droht die Pleite – Konzern erwägt Aus für Kliniken

Kredite von 230 Millionen Euro reichen nur noch für ein paar Monate

Dem landeseigenen Klinikkonzern Vivantes droht die Insolvenz. Deshalb hält die Geschäftsführung nun auch die Schließung einzelner Kliniken für möglich. Insgesamt gehören neun ehemals städtische Krankenhäuser zu Vivantes. Der Kreditrahmen des Unternehmens in Höhe von 230 Millionen Euro sei spätestens im Mai ausgeschöpft, wenn man nicht sofort gegensteuere, so VivantesSprecherin Fina Geschonneck. Dann wäre der Konzern zahlungsunfähig. Nun werde an einem Rettungsplan gearbeitet, der schnelle Einsparungen ermöglicht, um die Pleite abzuwenden. Er soll Ende Februar vorliegen.

Vivantes hat im vergangenen Jahr einen Verlust von über 29 Millionen Euro eingefahren, 17 Millionen mehr als geplant. Unter dem Druck der immer dramatischer werdenden finanziellen Misere des Konzerns verabschiedet sich Vivantes-Chef Wolfgang Schäfer offenbar auch von einem seiner Dogmen. Jedes der neun Krankenhäuser werde „auf den Prüfstand gestellt“, ob es zur Patientenversorgung unbedingt gebraucht werde oder ob man die Standorte weiter konzentrieren könne. „Es muss nicht zwangsläufig bei neun Häusern bleiben“, sagt Vivantes-Sprecherin Geschonneck. Bisher hatte Schäfer Schließungen ganzer Kliniken abgelehnt mit der Begründung, dass sie die Probleme nicht lösen, sondern verschärfen würden. Das dann frei werdende Personal müsse ja weiterbezahlt werden. Der Konzern hat eine Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung unterzeichnet, die ihm bis Ende 2006 betriebsbedingte Kündigungen untersagt.

Darüber hinaus will die Geschäftsführung mit der Belegschaft einen zehnprozentigen Lohnverzicht bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung vereinbaren. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 11000 Mitarbeiter. Am kommenden Wochenende gehen die Vivantes-Geschäftsführung und der Betriebsrat in Klausur, um über Wege aus der Krise zu beraten. Offenbar bewegt sich inzwischen auch die Personalvertretung. Bisher hatte es der Betriebsratschef Volker Gernhardt kategorisch abgelehnt, über Lohnkürzungen zu verhandeln. Jetzt sagt er: „Die Belegschaft wird nur dann bereit sein, weitere Opfer zu bringen, wenn die Geschäftsführung ein stimmiges Zukunftskonzept vorlegt.“

Doch selbst das werde die Probleme von Vivantes nicht lösen, sondern bestenfalls verschieben, sagt Martin Matz, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Denn es fehle dem Unternehmen an Eigenkapital. Er plädiert für eine Privatisierung. „Dazu müsste man drei Pakete aus jeweils einer guten und zwei schwächeren Kliniken schnüren und sie dem Markt anbieten.“ Noch in diesem Jahr werde sich Vivantes nach einem privaten Kapitalgeber umsehen müssen. Und es gebe große private Klinikkonzerne, die sich gerne in Berlin engagieren würden.

Zur Startseite