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Berlin: Vivantes entlastet den Finanzsenator

Der Klinikkonzern erwirtschaftet weniger Verluste Landeskredite werden auf ein Bankenkonsortium übertragen

Wäre Vivantes ein normaler Bankkunde, dann müsste das Unternehmen nervös werden. Denn der Dispokredit ist zu mehr als zwei Dritteln ausgeschöpft: Mit 172 Millionen Euro steht Berlins größter Klinikkonzern in der Kreide, theoretisch rund 14 800 Euro für jeden einzelnen seiner 11 600 Mitarbeiter. Um maximal 250 Millionen darf Vivantes sein Konto überziehen. Allein im vergangenen Jahr musste der landeseigene Zusammenschluss aus neun ehemals städtischen Kliniken neun Millionen Euro neue Kredite aufnehmen. Doch Vivantes-Chef Wolfgang Schäfer ist alles andere als nervös. Denn die jährlichen Defizite schrumpfen, eine schwarze Null in den nächsten Jahren ist möglich. 2001, im ersten Jahr der neugegründeten GmbH, liefen noch 153 Millionen Euro Verlust auf, ein Jahr später nur noch 19 Millionen. „Wir haben den Weg der Konsolidierung erfolgreich fortgesetzt“, sagte Schäfer gestern auf einer Bilanzpressekonferenz.

Und das trotz ungünstiger Rahmenbedingungen. 150 Millionen Euro Schulden schleppten vor zwei Jahren die einzelnen Kliniken mit in das neue Unternehmen. Berlin habe damals zugesagt, dass man diese Verluste auffange, indem man nicht benötigte Vivantes-Immobilien verkaufe, sagt Vivantes-Geschäftsführer Jörg-Olaf Liebetrau. Doch bis heute sei kein einziges Objekt veräußert. Man verhandele gerade über einige Objekte, doch der erwartete Erlös liege gerade mal im einstelligen Millionenbereich. Auch die vom Land zugesagten Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro seien ausgeblieben. „Von den geplanten Projekten blieb nur das neue Mutter-Kind-Zentrum in Neukölln übrig“, sagt Wolfgang Schäfer. Landeszuschuss 24 Millionen. Alles andere – wie zum Beispiel der Neubau des Klinikums Hellersdorf – sind gestrichen oder auf die lange Bank geschoben. Trotzdem erhielt der Konzern öffentliches Geld: Ein Gesellschafterdarlehen des Landes von 45 Millionen Euro wurde in Eigenkapital des Konzerns umgewandelt. „Weitere Zuschüsse des Landes sind nicht notwendig“, verspricht Geschäftsführer Liebetrau. Den Finanzsenator wird diese Nachricht freuen – ebenso wie eine weitere. Man sei sich mit einem Bankenkonsortium einig, das die 250 Millionen Euro Kreditlinie übernimmt, sagt Liebetrau. Bisher gehört diese zum offiziellen Schuldenberg Berlins. Mit der Umschichtung zu dem Konsortium verschwindet diese Belastung aus den Büchern, auch wenn das Land im Falle der Insolvenz von Vivantes dafür gerade stehen muss, denn es übernahm eine Bürgschaft.

Der Konsolidierungskurs von Vivantes geht auch zu Lasten des Personals. Zwar darf Vivantes bis 2006 keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen, trennte sich trotzdem im vergangenen Jahr von 860 Mitarbeitern, unter anderem in dem man Abfindungen zahlte. Seit dem Start von Vivantes gingen so 1900 Arbeitsplätze verloren. 2003 sind weitere 600 Stellen anvisiert. „Und das ohne Qualitätsverlust für die Patientenversorgung“, betont Schäfer.

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