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Berlin: Vivantes forciert Sparkurs

Bis zu 150 Arztstellen werden gestrichen, sechs Stationen geschlossen und fast keine Auszubildenden mehr übernommen

Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes tritt nach Tagesspiegel-Informationen kräftig auf die Sparbremse: Stationen werden vorzeitig geschlossen, der Personalabbau wird beschleunigt. Hintergrund ist das Defizit des Konzerns, das wie berichtet in diesem Jahr mit voraussichtlich 28 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch ausfällt wie erwartet. Deshalb werden die eigentlich erst für 2004 geplanten Schließungen von Stationen auf den 1. November 2003 vorgezogen. Diese Pläne präsentierte Vivantes-Chef Wolfgang Schäfer gestern auf der Aufsichtsratssitzung des Unternehmens. Danach müssen die meisten der neun Vivantes-Kliniken abspecken: Insgesamt werden sechs Stationen geschlossen, darunter eine für Innere Medizin am Krankenhaus Prenzlauer Berg, die Aufnahme am Urban-Krankenhaus und eine gynäkologische Aufwachstation im Klinikum Neukölln. Die Senatsgesundheitsverwaltung prüft derzeit, ob die auch geplante Schließung einer Chirurgie-Station im Wenckebach-Klinikum mit 39 Betten die Versorgungssicherheit für die Patienten in Tempelhof gefährdet.

Auch der Personalabbau wird beschleunigt. Noch in diesem Jahr sollen im Konzern 100 bis 150 Arztstellen wegfallen. Die Klinikdirektoren müssen bis Mitte November entsprechende Pläne vorlegen. Die Reduktionsziele gibt die Konzernspitze pro Fachrichtung vor, zum Beispiel in der Kardiologie, wo zwölf Stellen gestrichen werden sollen.

Bisher hat die Konzernspitze die Ärzteschaft relativ geschont: Seit 2001 entfielen von 1600 Stellen ganze 83, im Pflegebereich dagegen von 4700 Stellen über 600. Es könnte aber sein, dass Schäfer die in diesem Jahr abgebauten Arztstellen im kommenden Jahr wieder aufbaut – mit zusätzlichem Geld der Krankenkassen. Der Vertrag mit den Kassen, der von Vivantes eine jährliche Budgetkürzung um 20 Millionen Euro verlangt, enthält eine Ausstiegsklausel. Danach kann Vivantes den Vertrag kündigen, wenn sich gesetzliche Rahmenvorgaben ändern. Und genau das ist der Fall, wenn im kommenden Jahr das neue Arbeitszeitgesetz in Kraft tritt, nach dem der Bereitschaftsdienst der Klinikärzte als normale Arbeitszeit gewertet wird.

Und schließlich übernimmt Vivantes fast keine Auszubildenden mehr. Nach Angaben der Personalvertretung wurden von den 200 Azubis, die im Oktober nach dreijähriger Ausbildungszeit im Konzern ihr Examen ablegten, nur sechs übernommen. Und auch nur deshalb, weil sie sich als Peronalvertreter in das Unternehmen einklagten.

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