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Berlin: Vivantes gewinnt Geld und Patienten – aber verliert Jobs

Klinikkonzern macht 2005 ein Plus von sechs Millionen Euro und behandelte 188 000 Kranke

Das zweite Jahr in Folge kann der landeseigene Klinikkonzern Vivantes einen kleinen Gewinn vorweisen. Wie bereits berichtet, fuhr das aus neun ehemals städtischen Kliniken bestehende Unternehmen im vergangenen Jahr ein Plus von sechs Millionen Euro ein, 2004 waren es rund fünf Millionen Euro. „Das Sanierungsprogramm läuft erfolgreich“, sagte Vivantes-Chef Holger Strehlau-Schwoll am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns. Offensichtlich fühlt sich das Unternehmen nun auch fit genug, um ein größeres Investitionsvorhaben anzugehen: die Sanierung des Krankenhausstandortes Hellersdorf. So soll die Rettungsstelle modernisiert und die Psychiatrie mit 200 Betten vom Gelände am Brebacher Weg in das Haupthaus in der Myslowitzer Straße verlegt werden. Dem Vernehmen nach sollen die Bauarbeiten in diesem Jahr starten. Die Sanierung ist auch dringend notwendig, denn zum Teil sind die Patienten in Gebäuden untergebracht, die noch als Hilfslazarett während des Dritten Reiches errichtet worden waren.

Über die Kosten und weitere Projekte in Hellersdorf – im Gespräch ist auch der Bau eines Ersatzbettenhauses – will der Konzern keine Angaben machen. „Das wird alles im Rahmen des neuen Berliner Krankenhausplanes geregelt“, sagte Strehlau-Schwoll vorsichtig. Mehrfach hatte sein Vorgänger Wolfgang Schäfer versucht, einen Klinikneubau in Hellersdorf errichten zu dürfen und war letztlich am Widerstand des Senats gescheitert.

Seit seiner Gründung 2001 konnte Vivantes 94 Millionen Euro in Neubauprojekte in seinen neun Häusern investieren – so unter anderem in das Klinikum am Friedrichshain – , davon waren ein großer Teil Landesmittel. Zum Vergleich: Allein der Neubau des 1000-Betten-Krankenhauses in Buch, dass der private Helios-Konzern ohne öffentliche Hilfen stemmt, kostet 200 Millionen Euro.

Vivantes hat in Berlin einen Marktanteil von über 30 Prozent: Im vergangenen Jahr versorgte der Konzern 188 000 Patienten stationär: 2000 mehr als 2004. Dadurch sei der Jahresumsatz mit 746 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau geblieben, trotz der mit den Krankenkassen vereinbarten Budgetsenkung um 20 Millionen Euro, sagt Finanzgeschäftsführer Jörg-Olaf Liebetrau.

Gleichzeitig schrumpft Jahr für Jahr die Belegschaft. 564 Vollzeitstellen fielen 2005 weg, dafür schuf der Konzern in seinen sieben Tochtergesellschaften, die zum Beispiel Reinigungs- und Rehadienstleistungen erbringen, 467 Stellen, die aber zum Teil nach niedrigerem Tarif bezahlt werden. Insgesamt fielen in den neun Vivantes-Krankenhäusern seit dem Jahr 2000 rund 3000 Vollzeitstellen weg. Weil darunter auch viele Teilzeitkräfte waren, gaben in den vergangenen fünf Jahren insgesamt rund 4000 Menschen ihren Job im Konzern auf. Derzeit arbeiten rund 13 350 Menschen für den Konzern. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis 2010 ausgeschlossen.

Für die Beschäftigten gilt seit 2004 ein Nottarifvertrag. Danach verzichten die Mitarbeiter auf 80 Prozent ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes, was dem Konzern für 2005 eine Reduzierung der Personalkosten um 23 Millionen Euro einbrachte. Durch den erfolgreichen Sanierungskurs sei die vereinbarte Prämie für die Beschäftigten gesichert, sagt Personalgeschäftsführer Ernst-Otto Kock. Insgesamt werde man für 2005 5,6 Millionen Euro Prämie ausschütten.

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