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Offenbar gibt es erneut Serratien-Keime auf der Frühchenstation der Charité.

© dpa

Vivantes-Klinikum: Erneut stecken sich Babys in Kliniken an

Im Vivantes-Klinikum Friedrichshain haben sich über die Feiertage elf Säuglinge mit dem Virus RS infiziert. Nun gilt ein Aufnahmestopp. Auch die Charité meldet einen Fall – und verweist auf die Überlastung während der Feiertage.

Eltern und Krankenhaus-Mitarbeiter sind derzeit in Sorge wegen eines Schnupfen-Bronchitis-Virus namens RS: Im Vivantes-Klinikum Friedrichshain werden derzeit noch drei infizierte Säuglinge behandelt, die sich offensichtlich erst im Krankenhaus mit dem Virus angesteckt haben. Zudem wurde am Montag bekannt, dass es auch in der Charité Wedding auf der Kinderstation einen Fall gab, bei dem über eine erkrankte Mutter eines Kindes ein Baby im Nachbarbett infiziert wurde. Beide Kinder wurden wegen anderer Erkrankungen und nicht wegen einer RSV-Infektion aufgenommen, teilte die Charité auf Anfrage mit. Das Vivantes-Klinikum Friedrichshain hat selbst einen Aufnahmestopp beschlossen, das Gesundheitsamt habe dies der Klinik zufolge nicht verlangt.

Das „Respiratorische Synzytial-Virus“ (RSV) kommt im Winter sehr häufig vor und ist nach Auskunft des Vivantes-Chefarztes für Hygiene, Klaus-Dieter Zastrow, ein „klassisches Schnupfenvirus“. Statistisch gesehen gebe es jetzt zur Spitzenzeit im Januar und Februar auf 1000 Kinder rund 50 Fälle.

Für gesunde Erwachsene ist RSV keine Bedrohung, wohl aber für Personen mit geschwächter Immunabwehr. RSV ist nach Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) der bedeutendste Erreger von akuten Infektionserkrankungen der oberen und unteren Atemwege bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Bis zum zweiten Lebensjahr hat nach Auskunft des RKI nahezu jedes Kind einmal eine RSV-Atemwegserkrankung hinter sich gebracht.

Im Unterschied zu Erkrankungen, die sich – wie beim Serratien-Darmkeim – über Bakterien verbreiten, müssen Betroffene und Ärzte bei Virusinfektionen ein weiteres Risiko einkalkulieren, erklärt Vivantes-Pressesprecherin Mischa Moriceau: Es gibt eine Inkubationszeit, während der ein Mensch zwar das Virus in sich trägt, aber sich noch völlig gesund fühlt und nichts ahnt. So könne es laut Mischa Moriceau „vorkommen und sei nicht völlig ausschließbar“, dass sich eine Verbreitung erst in der Klinik wie in Friedrichshain ergebe.

Dort waren die ersten beiden Fälle um Weihnachten und Neujahr aufgetreten, eines der betroffenen Kinder sei wieder gesund gewesen; es habe sich aber ein anderes angesteckt – bis, so die Zahlen vom Montag, von 16 getesteten Kindern elf positiv getestet wurden. Sechs der elf Säuglinge, bei denen das RS-Virus nachgewiesen wurde, waren auch erkrankt. Derzeit sind noch drei Kinder krank, drei sind wieder genesen. Eines der Babys hat laut der Vivantes-Sprecherin eine milde Lungenentzündung, eines leidet unter Bronchitis und eines habe Schnupfen. Alle von den Infektionen betroffenen Kinder bei Vivantes kamen im November oder Dezember 2012 zur Welt und liegen oder lagen auf einer Nachsorgestation für Frühchen. Sie galten also beim Ausbruch der Infektion medizinisch als "reife Neugeborene", nicht mehr als Frühchen.

Auch in der Notfallambulanz der Charité-Kinderklinik wurden in den vergangenen zwei Wochen verstärkt Kinder mit RSV-Infektionen untersucht, teilte Charité-Sprecherin Manuela Zingl mit. Die meisten Kinder mit dieser in der Regel unkritischen Infektion können ambulant behandelt werden, einige müssen stationär betreut werden, gefährlich wird sie vor allem für Neugeborene. So werden auf den Stationen der Kinderklinik der Charité derzeit 16 Kinder mit einer RSV-Infektion stationär behandelt – eine Zahl, die laut Zingl für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich sei.

Bei dem einen Fall der RSV-Übertragung von der Mutter auf das Kind im Nachbarbett waren beide Kinder zuvor wegen anderer Erkrankungen und nicht wegen RSV aufgenommen worden. Die Infektion der über den gesamten Zeitraum isolierten Kinder seien am Abklingen. Die Einschleppung der Infektion über die Mutter wurde dem Gesundheitsamt ordnungsgemäß gemeldet. Die Lage sei zuletzt wegen der vielen geschlossenen Kinderarztpraxen während der Feier- und Brückentage verschärft worden, sagt Zingl. Unterdessen sagt Hygiene-Chefarzt Zastrow, wenn es sich um Masern, Mumps oder Röteln-Fälle gehandelt hätte, hätten viel schärfere Maßnahmen ergriffen werden müssen – diese Krankheiten seien weitaus gefährlicher.

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