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Karin Büttner-Janz, bekannte Turnerin, erfolgreiche Ärztin, umstrittene Chefin.

© dpa

Vivantes-Klinikum Friedrichshain: Betriebsrat hat nichts gegen Rauswurf der Chefärztin

Die Ex-Spitzensportlerin und Orthopädin Karin Büttner-Janz streitet mit dem landeseigenen Vivantes-Konzern weiter um ihre Kündigung als Chefärztin am Klinikum in Friedrichshain.

Die Wogen haben sich keineswegs geglättet, nur offiziell will man sich bei Vivantes nicht mehr zu dem brisanten Fall äußern. Wie berichtet, war Chefärztin und Ex-Turn-Weltmeisterin Karin Büttner-Janz im April fristlos gekündigt worden – womöglich wegen einer amourösen Beziehung zu einer Frau im Klinikvorstand, wie es zunächst hieß. Dem widersprachen Leitung und Aufsichtsrat des landeseigenen Konzerns. Der Betriebsrat äußerte sich nicht zu Details.

Wie der Tagesspiegel erfuhr, hatten die Arbeitnehmervertreter der angestrebten Entlassung der Orthopädin am Vivantes-Klinikum in Friedrichshain aber nicht widersprochen – und dadurch die Kündigung wirksam werden lassen. Vorher war in dem Gremium lange über den Fall diskutiert worden. „Sie hat als Chefin einfach derart über die Stränge geschlagen, dass die Kündigung aus unserer Sicht zu Recht erfolgte“, sagte ein Betriebsratsmitglied. So habe Büttner-Janz die Assistenzärzte derart unter Druck gesetzt, dass sie die Station gemieden hätten.

Wie die Klinikleitung sprechen auch Arbeitnehmervertreter von einem gestörten Betriebsklima. Betriebsräte stehen Kündigungsabsichten des Arbeitgebers oft eher kritisch gegenüber, schließlich sollen sie auf die Rechte der Beschäftigten achten und zwischen Belegschaft und Leitung vermitteln. In anonymen Verlautbarungen, die per E-Mail unter Mitarbeitern zirkulieren, heißt es, innerhalb der Belegschaft würde der Rauswurf von Büttner-Janz begrüßt.

Die 60-jährige Chefärztin war für die Leitung und den Ausbau von zwei orthopädischen Stationen in Friedrichshain und in Kreuzberg zuständig. Dies seien sehr arbeitsintensive Aufgaben gewesen, sagte Büttner-Janz dem Tagesspiegel, sie sei für insgesamt 28 Ärzte zuständig gewesen. „Trotzdem war es immer mein Ziel, dass die Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen“, sagte Büttner-Janz.

In zwei Wochen treffen sich beide Seiten vor Gericht zu einem Gütetermin. Dies ist nach strittigen Kündigungen üblich, dabei soll geklärt werden, ob sich gekündigter Angestellter und Arbeitgeber gütlich einigen können, bevor es zu einer Verhandlung kommt. Gerüchten zufolge sollen Büttner-Janz bis zu einer Million Euro als Abfindung angeboten worden sein, um einen langen Rechtsstreit zu vermeiden. Vivantes äußerte sich nicht zu möglichen Angeboten, klinikintern wird eine Summe dieser Höhe aber als „völlig aus der Luft gegriffen“ bezeichnet.

Chefärzte bekommen in vielen Kliniken der Stadt rund 10 000 Euro brutto im Monat. An der Höhe des Gehaltes orientieren sich Abfindungen genauso wie an der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Büttner-Janz arbeitet seit mehr als 20 Jahren für die Berliner Kliniken, die inzwischen unter dem Dach von Vivantes zusammengeführt worden sind.

In der DDR war Büttner-Janz eine erfolgreiche Spitzensportlerin. Die Turnerin war mehrfache Europameisterin, Doppel-Olympiasiegerin und Weltmeisterin. Sie lehrt als Professorin an der Universitätsklinik Charité. Zusammen mit einem Kollegen erfand sie 1984 eine künstliche Bandscheibe.Hannes Heine

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