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Berlin: Vivantes: Zwei Gutachten für einen Konzern Aufsichtsrat entscheidet über Sanierungsplan

Der hoch verschuldete Klinikkonzern Vivantes steht auf der Kippe. Nur mit finanzieller Hilfe des Landes und einem Gehaltsverzicht der Beschäftigten ist die nahe Insolvenz abzuwenden.

Der hoch verschuldete Klinikkonzern Vivantes steht auf der Kippe. Nur mit finanzieller Hilfe des Landes und einem Gehaltsverzicht der Beschäftigten ist die nahe Insolvenz abzuwenden. Doch beide Seiten – Land und Beschäftigte – sind dazu nur bereit, wenn es ein tragfähiges Sanierungskonzept bis zum Jahr 2008 gibt. Am heutigen Mittwoch will der Aufsichtsrat des landeseigenen Unternehmens über diesen Sanierungsplan entscheiden. Dass der Konzern in den kommenden fünf Jahren aus eigener Kraft gesunden kann, das bestätigen gleich zwei Gutachten von Wirtschaftsberatern. Das eine stammt von McKinsey, die im Auftrag des Landes den Sanierungsplan gemeinsam mit der Vivantes-Geschäftsführung erarbeitet hat. Das zweite stellte eine Bremer Beratungsfirma für die Arbeitnehmervertreter zusammen.

Hauptunterschied zwischen den Gutachten ist der geschätzte Zuwachs an Patienten, die ab 2007 behandelt werden können. Bis dahin läuft noch ein Vertrag mit den Krankenkassen, die dem Konzern zum einen eine jährliche Budget-Absenkung von 20 Millionen Euro abverlangt und zum anderen das Einhalten von gleichbleibenden Patientenzahlen. Danach will Vivantes anderen Kliniken in Berlin Marktanteile abjagen. Laut McKinseyGutachten will man dadurch ab 2008 wesentlich mehr einnehmen, als die Berater der Arbeitnehmerseite schätzen. So rechnet McKinsey 2008 mit einem Gewinn von bis zu 57 Millionen Euro, die zweite Expertise nur mit rund 25 Millionen.

Die Vertreter der Beschäftigten kritisieren nicht nur die Datengrundlagen im Sanierungsplan der Geschäftsführung, sondern auch, dass es keine Begründung für Strukturentscheidungen enthalte. Die Bedarfsentwicklung von medizinischen Leistungen in Berlin sei unzureichend berücksichtigt worden. Auch die Entscheidung, das Krankenhaus Prenzlauer Berg in ein Versorgungszentrum ohne stationären Bereich umzuwandeln, sei nicht nachvollziehbar, hieß es.

Schon 2004 soll Vivantes keine Verluste mehr schreiben. Dies wäre jedoch noch kein Hinweis darauf, dass die Sanierung tatsächlich klappt. Denn die schwarze Zahl wird nur durch die Beiträge der rund 14000 Vivantes-Beschäftigten und des Landes erreicht. Jährlich 34 Millionen Euro kommen von den Arbeitnehmern, die auf das Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten sollen. Elf Millionen Euro spart Vivantes, weil nach der angestrebten Entschuldung durch das Land die Zinsen entfallen. So wird das für 2004 erwartete Defizit von 45 Millionen Euro aufgefangen.

Doch nun gibt es Verzögerungen. Eigentlich sollte am gestrigen Dienstag der Nottarifvertrag paraphiert werden. Doch dann war von der Arbeitnehmerseite zu hören, man habe nicht vor, den Nottarif zu diesem Zeitpunkt zu unterschrieben. Es gebe noch Verhandlungsbedarf. Hintergrund ist das überraschende Übernahmeangebot der fränkischen Rhön-Klinikums AG für Vivantes.

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