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Vize-Geschäftsführer: Machtkampf bei der Treberhilfe

Überraschend wurde ein Vertrauter des umstrittenen Gründers der Treberhilfe, Dietrich Fenner, als zweiter Geschäftsführer eingesetzt. Die Diakonie sieht eine Aufklärung dadurch gefährdet.

Sie wollten einen Mann aus ihren Reihen, und den haben sich die Gesellschafter der Treberhilfe nun an Bord geholt: Seit Freitag ist dem erst kürzlich eingesetzten Interimsgeschäftsführer der Treberhilfe gGmbH, Jens Fischer, ein zweiter Geschäftsführer zur Seite gestellt. Er heißt Dietrich Fenner, war lange als leitender Fachbeamter der Abteilung Jugend und Sport in Treptow tätig und steht heute dem Verein Berliner Jugendclub vor. Bei Kennern der Szene gilt der 66-Jährige als treuer Gefolgsmann von Harald Ehlert.

Fenner berufen hatten zum einen Ehlert, der zwar sein Amt als Geschäftsführer der Treberhilfe gGmbH infolge der sogenannten Maserati-Affäre niedergelegt hat, aber immer noch über Gesellschafteranteile verfügt, sowie die beiden Vorstände des Eigentümervereins der Treberhilfe, Carsten Lobbedey und Christian Jäger. Außerhalb des Vereins ist Lobbedey als Chef der privaten Berlin Music School und Berlin DJ School tätig und stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands der CDU Steglitz-Zehlendorf; Jäger arbeitet als Geschäftsstellenleiter der Unternehmensberatung MLP in Dahlem. Für eine Stellungnahme gegenüber dem Tagesspiegel waren weder sie noch der neue Geschäftsführer gestern zu erreichen.

Beim Diakonischen Werk, das zurzeit den Ausschluss der gGmbH prüft und wie die Senatsverwaltung für Soziales Strafanzeige gegen Ehlert wegen des Verdachts auf Zweckentfremdung öffentlicher Gelder gestellt hat, vermutet man, dass die Gesellschafter vor allem eins erreichen wollen: Mit Fenner an der Spitze ihre Interessen stärker durchsetzen zu können, als ihnen das mit dem von Diakonie-Vorstand Thomas Dane eingesetzten und als objektiv geltenden Fischer allein möglich wäre. Nach Informationen des Tagesspiegels kommt Fenner aus dem direkten Umfeld Ehlerts und ist unter anderem an dem Projekt Monumentenstraße auf dem Gelände der ehemaligen Schwielowsee-Grundschule in Schöneberg beteiligt, wo die Treberhilfe neben einer neuen Zentrale ein Jugendhilfezentrum, ein Familienzentrum und ein Obdachlosenheim bauen will.

„Es muss alles getan werden, um dem undurchsichtigen Treiben Ehlerts und seiner Gefolgsmänner ein Ende zu setzen und den Fall Treberhilfe lückenlos aufzuklären“, sagt Diakonie-Sprecherin Christiane Lehmacher-Dubberke. Daher habe das Diakonische Werk, bei dem die Treberhilfe gGmbH Mitglied ist, bereits „vor geraumer Zeit“ Strafanzeige gegen Ehlert erstattet. „Nun wundern wir uns, dass es heißt, unsere Anzeige sei gerade erst bei der Staatsanwaltschaft eingegangen. Und es erstaunt uns auch, dass man dort immer noch nicht die zwei externen aktuellen Prüfungsberichte über die Treberhilfe bei uns angefordert hat“, so Lehmacher-Dubberke. Wegen der möglichen Verdunkelungsgefahr sei schließlich rasches Handeln gefragt.

Die zwei Berichte waren der Auslöser für das erste Kapitel des Machtkampfes zwischen den Treberhilfe-Gesellschaftern und der Diakonie. Deren Vorstand Dane war kurzzeitig als Chef eines neuen Aufsichtsrats der Treberhilfe gGmbH eingesetzt gewesen, dem auch die ehemalige Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) sowie Lobbedey und Jäger angehörten. Als Dane vor zwei Wochen die ersten Prüfungsergebnisse veröffentlichen wollte, die er als „schockierend“ und „das Geschäftsgebaren und den steuerlichen Status der gemeinnützigen Treberhilfe betreffend“ bezeichnete, wurde ihm dies durch Ehlerts Anwalt juristisch untersagt. Kurz darauf wurde Dane von Lobbedey und Jäger aus dem gemeinsamen Kontrollgremium ausgeschlossen.

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