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Berlin: Völkermord? Nichts als Verleumdung! Wie türkische Blätter über die Gedenkfeste der Armenier berichten

Die bevorstehenden Gedenkfeiern der Armenischen Gemeinden in Deutschland haben auch in der vergangenen Woche die türkischen Zeitungen beschäftigt. Die Gemeinden wollen im April des Genozids an den Armeniern durch die osmanische Armee 1915 gedenken – auch in Berlin.

Die bevorstehenden Gedenkfeiern der Armenischen Gemeinden in Deutschland haben auch in der vergangenen Woche die türkischen Zeitungen beschäftigt. Die Gemeinden wollen im April des Genozids an den Armeniern durch die osmanische Armee 1915 gedenken – auch in Berlin. „Ich nehme nichts zurück“, zitierte die Hürriyet den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Walter Momper (SPD). Er will bei einer Gedenkveranstaltung am 23. April eine Begrüßungsrede halten. Die Hürriyet hatte Momper vorgeworfen, „der Verleumdung Tür und Tor“ zu öffnen, weil die Feier zum 90. Jahrestag im Abgeordnetenhaus stattfindet. Die Türkei leugnet diesen Völkermord.

Aufhänger des Berichtes der Hürriyet war der Vorstoß des türkischstämmigen Abgeordneten der Berliner Grünen, Özcan Mutlu. Er habe Momper erläutert, dass sein Vorhaben die 2,5 Millionen Türken in Deutschland kränken werde. Trotzdem wolle Momper die Vereinbarung mit den Armeniern einhalten, berichtet die Hürriyet. „Wenn wir unsere Räume an die Armenier vermieten, heißt das nicht, dass wir ihre Ansichten teilen“, zitierte ihn das Blatt.

Die Türkiye veröffentlichte letzte Woche einen Aufruf des Berliner „Vereins zur Förderung des Gedankenguts Atatürks“. Darin heißt es: Alle türkischen Organisationen in Deutschland sollen gegen den Antrag der Unionsfraktion im Bundestag ihren Protest erheben, am 24. April an den Beginn der Vertreibung und die Ermordung der Armenier zu erinnern. Alle türkischen Zeitungen widmeten sich außerdem einer Veranstaltung der Europäischen Akademie in Berlin und zitierten in diesem Zusammenhang den Chefredakteur der in Istanbul erscheinenden armenischen Zeitung „Agos“, Hrant Dink. Dieser hält das Engagement der Christdemokraten offenbar für vorgeschoben: „Die CDU instrumentalisiert die Armenier, damit die Türkei nicht in die EU aufgenommen wird.“

Suzan Gülfirat

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