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Abrissarbeiten: Viele Schultoiletten sind in schlechtem Zustand.

© picture alliance / dpa

Völlig von der Rolle: Grundschule droht die Schließung - wegen Hygienemängeln

Flusen, Staub, Hygienemängel: Die Zustände an Berlins Schulen in puncto Sauberkeit sind ein großes Problem. Der Grundschule Am Friedrichshain droht nun sogar die Schließung.

Die „Galerie des Grauens“ auf der Facebook-Seite „Schulschmutz“ verlangt starke Nerven. Denn die Bilder von den katastrophalen Zuständen auf den Toiletten und in anderen Räumen von drei Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg sind einfach nur ekelhaft. Möglicherweise muss die Grundschule Am Friedrichshain am Montag sogar geschlossen werden. „Wir erwarten das Gesundheitsamt zur Kontrolle“, sagte die Schulleiterin Uta Johst-Schrader. „Es gibt gravierende Mängel auf den Toiletten und hohe Staubbelastungen auf den Gängen und in manchen Klassenzimmern. Teilweise liegen die Staubflusen fünf Zentimeter hoch.“ Dabei werde die Schule nach Beschwerden inzwischen täglich von einer Firma gesäubert. Doch die lange versprochene Grundreinigung stehe immer noch aus.

Der zuständige Stadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Peter Beckers (SPD), kennt ähnliche Probleme an vielen Schulen. Es seien auch schon mehrere Abmahnungen gegen Reinigungsfirmen ausgesprochen worden. „Aber das Grundproblem ist die vorgeschriebene Auftragsvergabe an den ‚wirtschaftlich günstigsten’ Anbieter“, sagt Beckers. „Wir haben als Bezirk schon vor einiger Zeit versucht, die Firmen nach Qualitätskriterien auszuwählen, sind aber von der Berliner Vergabekammer zurückgepfiffen worden.“ Der Bezirk werde aber einen neuen Vorstoß in dieser Richtung unternehmen.

„Überall in Berlin gibt es ähnlich große Probleme mit der Sauberkeit und Hygiene an Schulen wie in Friedrichshain-Kreuzberg“, meint die Landeselternsprecherin Lieselotte Stockhausen-Doering. „So lange überall nur die jeweils billigste Firma genommen werden muss, wird sich daran auch nichts ändern.“ Das Beschwerdemanagement sei inzwischen so kompliziert, dass einige Schulleiter schon resigniert hätten. Wenn Schüler und Lehrer selbst zum Besen greifen würden, erfolge das wegen der „Feinstaubbelastung“ oft schon am Rande der Legalität. Dagegen begrüßte sie die Elterninitiative „Reinigungsoffensive“ an drei Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg. „Ohne den Druck der Eltern passiert leider gar nicht viel“, sagte Stockhausen-Döring. „Aber die Verbesserung beim Schulessen sollte allen Mut machen, auch bei der Reinigung der Schulen dranzubleiben.“

Die Elterninitiative hält die hygienischen Verhältnisse an der Emanuel-Lasker-Schule, Bürgermeister-Herz-Grundschule und an der Adolf-Glaßbrenner-Schule inzwischen für „inakzeptabel und gesundheitsschädlich“. Für die Reinigungsfirmen sind Aufträge an Schulen ein lukratives Geschäft. Allein der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gibt jährlich dafür 2,5 Millionen Euro aus. Oft fehlt es aber an Kontrollen der Arbeit, da es längst nicht mehr an jeder Schule einen Hausmeister gibt.

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